DEUTSCHLAND
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vom übermüthigen Humor bis v
zum Schrecklich-Grandiosen sou-
verän mit fortreisst. Die Harmo-
nien Puvis de Chavannes" {iüstern
schmelzend und geheimnissvoll
wie selige Musik in der Diinuner-
nng. Man ahnt stets hinter dem
Bilde den psychischen Vorgang,
aus dem heraus es geschaffen und i
der beim Betrachter in ebensolche c-Qxf
Seelenstimmtiiig sich umsetzt. Aus f i
Stucks Bildern spricht die reine 7'
positive Lust am" Bilden und For- w.
men. Sind Boecklins Wesen natur- f-ji, xi
gewaltig und lebensvoll, so Wirken e
die Stucks decorativ antiquarisch. a
Ist Gustave Moreaus Mysticismus "i
Y I. r w
durchgeistigt und gedankenvoll,
so bleiben Stucks mythologische
Darstellungen innerhalb der or- Max Klingen
namentalen Wirkung. Ein kraft-
und saftstrotzender BRiHXVQFC, will er nichts von den Leiden und
Schmerzen Wissen, die die aristokratischen Naturen unter den
Modernen productiv machen, sondern sprengt wie ein Centaur in
die müde Gegenwart herein.
Das unterscheidet Stuck von Max Klizizger, mit dem er sonst
das Hellenische, Ursprüngliche, die bildnerische Präcision, die Vorliebe
für die heraldische Linie gemein hat. Stuck fesselt handwerklich
mehr, da er der grössere Techniker ist. Die Werke Klingers sind
dem Psychologen interessanter, da eine tiefere eigenartigere Seele
daraus spricht. Es war im Jahre 1878, als ein junger Gussowschüler
auf der Berliner Akademischen Ausstellung zum ersten Mal zwei Folgen
von Federzeichnungeii verführte, einen sCyklus zum Thema ClHiStUSa
und sPhantasien über den Fund eines Handschuhsa. Mit einem sEr-
lebnisss, einer Liebesgeschichte, die sein Inneres durchwühlt hatte,
begann Klinger seine Laufbahn als Radirer. Ein nervöses, sensibles
Temperament, befreite er wie Goethe sich von einer Leidenschaft,
indem er ihr künstlerische Form gab. Das erste Blatt der Folge
führt in den Berliner Skating Ring. Die beiden Hauptüguren sind der