Volltext: Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert (Bd. 3)

XXXIV. 
FRANKREIC 
Die Blumen, die er mit seiner fruchtbaren HZUILlxDLIClI allen Seiten 
in spielender Leichtigkeit ausstreut, sind nicht zur Aufbewahrung im 
kunstgeschichtlichen Herbarium bestimmt, seine Werke sind flüchtige 
Geistesblitze, schön schillernde Eintagsfliegen, aber unter dieser 
Improvisation. verbirgt sich eine subtile, kühne, pariserische Kunst. 
Mehrere Jahre in London ansässig, hatte jules Cheret schon dort 
ausgezeichnete Plakate gezeichnet, die heute von den Sammlern sehr 
gesucht sind. Seit 1866 führte er den neuen Industriezweig in 
Frankreich ein und gab ihm  Dank der Erfindung von Maschinen, 
die die Anwendung grösster lithographischer Steine gestatten  einen 
tmgeahnten künstlerischen Aufschwung. Er hat viele Tausende von 
Plakaten geschaden. Der Buchhandel, die grossen Verkaufsmagazine, 
fast alle Zweige der Industrie danken ihm ihren Erfolg. Allein seine 
Theateraffichen  La Pete des Mitrons, La Salle de Frascati, Les M0- 
golis, Le Chatbotte, L'Athe"nee comiqtle, liantaisies Music-hall, La Fee 
Cocotte, Les Tsiganes, Les Folies-Bergere en voyage, Spectacle con- 
cert de lT-lorloge, Skating Rink, Les Pillules du dixlble. La Chatte 
blanche, Le Petit Faust, La Vie Parisienne, Le Droit du Seigneur, 
Cendrillon, (Örphee aux Enfers, Eden Tlheätre etc, gehören zu den 
graziösesten Erzeugnissen der motiernen Kunst  schlichte Plakate. 
nur bestimmt, einige "Tage an den Litlitsssiitrlen zu hängen und doch 
an eleganter Leichtigkeit, sprühendem Leben und kokettem Farben- 
duft vielen grossen Oelbiltiern überlegen, die an den NViintien des 
Musee Luxembourg prangen. 
Unter denlll ustrato re n ist 17V [Heile wohl der liebenswürdigste. 
der sprühendste an Grazie, Phantatsie und Geist. Eine Zeichnung von 
ihm ist etwas Lebendiges, Leichtes, Frisches. Nur bei den Japanern 
oder den grossen Zeichnern des Rococo findet man ähnlich reizvolle 
Blätter wie Willettes zarte Gedichte vom ClICVLIllCT Printemps oder 
dem Baiser de la Rose. Zugleich ist etwas seltsam Unschuldiges, etwas 
Primitives, Naives, etwas wie Vogelgesailg in seiner reizenden Kunst. 
Keiner weiss so jngendfrisch zu lachen. Keiner hat eine so kindliche 
Phantasie. Willette besitzt die seltene Gabe, die Welt mit den Augen 
eines {Gjährigen zu sehen, mit Augen, die nicht blasirt sind für die 
Schönheit der Dinge, mit den Augen des Gymnasiasten, der zum 
ersten Mal liebt. Er hat Engel für gothische Glasfenster, Schlachten 
und alles Denkbare gezeichnet, aber das Weib beherrscht doch sein 
ganzes Werk: engelrein und verdorben, angebetet und VerHucht, und 
doch immer von Neuem bezaubernd. Sie ist Manon Lescaud mit
	        
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