DEUTSCHLAND
635
Lasset
Kindlein
konmzen.
vorhanden. Dagegen war sein Auftreten für die religiöse Malerei des
I9. Jahrhunderts wichtig. Indem er an die Stelle der athletischen
schönen Männer, die bisher als Apostel und Fischer vorgeführt wurden,
eckige altnürnbergische und altflandrische Gestalten setzte, gewöhnte
er das Auge daran, zu bemerken, dass es neben der edlen Linie und
aristokratischen Pose noch etwas Wahreres gebe. Realistische Kraft
trat an die Stelle idealer Verschwonnnenheit. Denn sind die Costüine
auch dem Kleiderschrank des 15. Jahrhunderts entnommen, so sind
die Köpfe doch in der Mehrzahl nach der Natur studirt. In der rauhen,
harten Bevölkerung seiner esthnischen Heimath fand er einen Men-
schenschlag, wie ihn Roger van der Weyden nicht knorriger hätte
wünschen können. Seine Apostel haben trotz ihres Gewandes etWas
von modernen Arbeitern, sie posiren nicht, sind mit sich nur
beschäftigt. Seine antiquarische, alterthtinielnd asketische Richtung
ist nicht vollblütigei" nur, auch geistig vornehmer als die der Früheren,
da er zuerst wieder den Nachdruck auf den seelischen Vorgang, den
Idealismus des Gedankens legte.
Gebhardt bildet in diesem Sinne die Brücke von der Vergangen-
heit zur Gegenwart. Nachdem unter den Händen der Realisten an
die Stelle der Historienmalerei das moderne Zeitgemälde, an den Platz