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DEUTSCHLAND
in seelenloser GCfLIllSLIClJt mit dein
Pathos des Theaterprinzen einher.
Munkacsys wChristus vor PllfltUSa
ist wohl die bekannteste und be-
deutendste dieser Opernmaschinen.
Wenn neben den lärmenden und
schreienden Statisten, die wohl-
dressirt auf diesen Bildern ihr
Wesen trieben, nur eine von jenen
Gestalten aus dem Volke in Er-
innerung kam, die auf Rembrandts
Radirungen den Heiland umgeben,
von jenen einfachen Menschen, die
gar nichts beabsichtigen, die ein-
fatch da sind, aber mit der gan-
zen Kraft ihrer Existenz den Vor-
Üßrj WIVV Wßg'
gang aufnehmen, ohne im gering-
sten sich um einen Zuschauer zu
künnnern, dann sanken die effekt-
haschenden Gebilde jener Zeit in
zusa1n111e11, wie gegenüber Rembrandts absichtsltwser, selbstver-
zher Composition das geschickt gestellte Arrangement, durch
n die innere Hohlheit zu verdecken suchte.
Nichts zusalr
ständlicher C
das man die
Die Reaction gegen diese Scheinkunst brach sich mit Wdlhelm
Stcinhausen, einem wenig gewürdigten Meister von kraftvoller Tiefe
des Ausdrucks, und besonders mit Eduard von Geblzarcll Bahn. Dem
banalen Forinenidealisinus War künstlerisch nichts mehr abzugexxtinnen;
von dem Streben nach schönem Faltenwurf beherrscht, liess er für
die Ausgestaltung der Charakteristik keinen Raum. Gebhardt, müde
des psetidoidealistischeia Poinps und wie Leys "mit dem ganzen Geiste
seiner Kunst in den Deutschen des Mittelalters wurzelnd, machte den
Versuch, auch die Männer und Frauen der Bibel als mittelalterliche
Deutsche im Costüin des r 5. Jahrhunderts zu malen. Die Eyck, Dürer,
Holbein und hauptsächlich Roger van der Weyden, der grossc Drama-
tiker unter den nordischen Malern des Quattrocento, Waren seine Vor-
bilder, und er Wusste sie mit solchem Verständniss zu iniitiren, dass
in ihm ein guter Niederländer des Reforniationszeitzilters wieder iatif-
gelebt scheint. Einen eigentlichen kunstgeschichtlichen Fortschritt
bezeichnet er also nicht. Was er gab, war früher schon gleich gut