ZUTSCHLAND
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Institut zur Begutacht-
ung vorzulegen. Die
moderne Malerei,
meinte enwerde durch
sie die schönsten T ri-
umphe feiern. Sie
könne beginnen, das
alte und neue Testa-
nient vollständig um-
zukleiden und ihm
zugleich die richtigen
Bodenverhältnisse zu
geben, die es während
der Renaissance ent-
behrte. Zum Glück
ging es dieser Bibel-
übersetzung wie der
Putkamefschen
Rechtschreibung
man konnte sich nicht
daran gewöhnen. Die
religiöse Malerei wurde durch das kulturgeschichtliche und ethno-
graphische Brimborium, das sie in den 30 er und 40 er Jahren in sich
zitlfnahm, nicht grösser als sie zu Fra Angelicos und Rembrandts
'l"agen gewesen. Der Geist war todt, nur der Buchstabe war lebendig
geworden. Indem die Maler die Architektur streng ägyptischen, per-
sischen, assyrischen oder römischen Denkmälern, die Costüme denen
moderner Beduinen nachbildeten, wussten sie zwar eine äusser-
liche örtliche Wahrheit zu erzielen, hinter der die innere gegen-
ständliche NVahrheit aber desto mehr zurücktrat. "Der Charakter
der meisten Bilder war ein trockener, philisterhafter Realismus, an
dem der Geschmack schon wieder verloren ging, bevor das Bewusst-
sein kam, dass die Juden zu Christi Zeit sicherlich keine Turbane
und Burnuse trugen.
Später, als die Historienmalerei an der Spitze des ästhetischen
Katechismus stand, folgte auf das orientalische Genrebild das religiöse
Prunkstück. die Galavorstellung vor Gott dem Vater. Wie alle
profanen Helden der Delaroche- und Piloty-Schule declainirten,
gesticulirten und Sessel timstürzten, so schritten auch die Heiligen