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DEUTSCHLAND
In solchen stillen Landschaften
Wesen der alten Legenden, die
i, Geister des Waldes und der Quellen
ihr Wesen. Bald ist es eine Nyin.
i] f; f: phe, die am rauschenden Bache
sitzt, wiahrend weiter rückwärts im
F. blumigen Grunde kleineEngelchen
I. qlji-glitffgitfvzy sich im Reigenmnz drehen. Bald
zeigt er einen bocksbcinigen Ge-
sellen, 1n1 Hochwald die Syrinx
5:, blasend, und drausscn am XValdes-
Saum einen fahrenden Reitersniann,
3:; -a;.jii7ifiüf: der verwundert den geisterhaften
_1 iü "f Tönen lauscht. Oder er führt
eine gigantische Männeriigtir mit
Eduard von Gebimrdr einem Löwen zur Seite als Wach-
ter des Liebesgartens vor, wo fein-
gezeichnete Frauengestalten und nackte Jünglinge wandeln. Oder
unter grellblauem Himmel vor schattenspendendem Waldesdunkel,
aus dem kühl ein Bächlein hervorqtiellt. sitzt die Mzrdonna mütterlich
huldvoll über das Kind gebeugt, dem kleine Libellenengelchen, blonde,
blühende, wilde Himmelskinder, in putzigem Ernste die Reverenz
machen. Das Paradies ist eine wundervolle Landschaft mit schönen
Bergen und schlanken Bäumen, mit grünen Wiesen, blauen Gewässern
und klugen Thieren, die in friedlicher Eintracht mit den beiden
Menschen Adam und Eva leben. Lucas Cranach könnte das Bild
gemalt haben, wenn nicht über Allem auch bei Thoma ein leichter
Hauch jener Schwermuth schwebte, die erst das 19.]ahrht1ndert in
die Welt gebracht.
Weder Boecklin noch Marees noch Thoma hat die junge Schule
das Recht, zu den ihren zu zählen. Sie sahen die Historienmaler,
die Realisten und Impressionisten am Fenster ihres Ateliers vorüber-
ziehen gleichgültig, da sie schon damals den Ausdruck für ihr
Sinnen und Träumen gefunden. Der erste Idealist des Naturalismus
ist Fritz v. Uhde. Schon 1884, zu einer Zeit, da die andern Jungen in
allem über die Wirklichkeit Hinausgehcnden noch die Lockrtithe des
Teufels sahen, ritt Uhde die erste Recognoscirungspatrouille in's un-
bekannte Land: der Erste, der auf dem Boden des Naturalismus