Volltext: Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert (Bd. 3)

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 i    ung einer Arbeit. Er begann an seiner 
Ä i: f    eigenen Kraft zu zweifeln, beschickte 
    ,  keine Ausstellung mehr, und als er im 
e.   5   Ä Sommer 1887, 30 jahre alt, starb, wurde 
v,    i"   ein fast Unbekannter begraben. Erst als 
 "Ä    auf der Müncheneflahresausstellung 1391 
.1,   seine besten Werke vereint waren, er- 
f    hielten Weitere Kreise von ihm Kennt- 
   niss, und diese jetzt im Schlosse" von 
ff  i, Schleissheim bewahrten Bilderwerden 
g   i noch in späten Jahren Zeugniss geben, 
  i_ wer Hans von Marees war und was er 
7'  wollte. 
   Geht man von dem Satz aus, den 
  Goethe einmal zu bEckermann sagte: 
Hans von Marge;  xES beschränkt sich selten ein Künstler 
auf das, was er vermag, die meisten 
wollen mehr thun als sie können und gehen gar zu gern über 
den Kreis hinaus, den die Natur ihrem Talent gesetzte  so läge 
kein Grund vor, Marees der Vergessenheit zu entziehen. Einige 
Bildnisse und ein paar Zeichnungen sind die einzigen Leistungen, die 
vom Atelierstandpunkt aus genügen: die Bildnisse gross in der An- 
schauung und fein im Geschmack, die Zeichnungen mit schneller. 
sicherer Hand entworfen. Seine grossen Werke haben weder in 
Zeichnung noch Farbe einen der Vorzüge, die man von einem guten 
Bilde fordert. sie sind bald unfertig, bald verquiilt, manchmal geradezu 
kindisch. sHochmüthig ist er, aber er bringt nichts fertigk, war das 
Urtheil, das in Rom über ihn Lnnging. Mi1rees war ein principieller 
Gegner aller Modellmt1lerei_. Er spottete über die, die nur das Ge- 
seltene wiedergeben, also gewissermassen die Natur verdoppeln wollten 
 entsprechend den Worten Goethes:  Wenn ich den Mops meiner 
Geliebten naturgetreu abmale, so habe ich zwei Möpse, aber noch 
immer kein Kunstwerke. Er benutzte deshalb nie Modelle zum Zwecke 
eingehender malerischer Studien; ebensowenig lag ihm daran, ge- 
gebene Situationen durch zeichnerische Notizen festzuhalten, da nach 
seiner Ansicht die directe Benutzung sogenannter Motive die freie 
künstlerische Gestaltung beirre. Selbstverständlich ist aber nur für 
den, dem ein reicher Vorrath lebendiger Erinnerungen an früher Ge- 
sehenes, StUCllftCS und tief Erfasstes zur steten Verfügung steht, ein
	        
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