DEUTSCHLAND
Toecklin
M ßeresidylle
haft und eindringlich geschildert, dass sie ebenso geläufige Vorstell-
ungen wie die einfachen, nicht componirten Lebewesen geworden.
Er hat das Grauen des Meeres gesehen in Momenten, wo nur die
geheimnissvollen Wesen der Tiefe auftauchen, und liisst hinein-
blicken in die märchenhafte Realität ihrer noch unentdeckten Exi-
stenzen. Er hat für alle Wesen, die strömend sich im Dunstkreis
rings verbreiten, in den Bäumen wohnen oder in einsamen Felsen-
wüsten hausen, neue überzeugende Gestalten gefunden. Alles, was
vor ihm auf diesem Gebiete entstand Dürer, Mantegna und Sal-
vatonRosa nicht ausgenommen war ein geschicktes Spiel mit
den von den Griechen "festgestellten Formen, eine Uebersetzting
griechischer Statuen in's Malerische. Mit Boecklin, der keine Mytho-
logie illustrirt, sondern selbst sie erlebt, setzt eine neue mythen-
bildende Kraft ein. Alle seine Geschöpfe sind nicht Enkel der Natur,
sondern leibhaftige, von strotzcnder Energie erfüllte, durch und durch
individualisirte, dicke, derbe, natürliche Wesen, und er verfuhr bei
ihrer Schöpfung sogar consequenter als die Griechen. Dort bleibt
etwas Unorganisches in der Verbindung des Pferdeleibes mit dem
aufgepfropften Laokoon- oder Zeuskopf. Vor Boecklins mit gewal-
tigen Felsblöcken um sich schleudernden, einander in den Mahnen
zausenden und beissenden Centauren hat man wirklich vdas Gefühl:
Jeder Zoll ein Ross. Weit mächtiger als in den griechischen See-
göttern ist bei ihm die Natur des Meeres ausgedrückt in diesen kalten,