Volltext: Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert (Bd. 3)

DEUTSCHLAND 
r" rr-iii    r   irie-  f Grau des Himmels. 
     z  "   Am Sockel derNische 
j   t       steht eine schwarz- 
         gekleidete junge Frau 
  j     und blickt, das Haupt 
  Ff?   ,Q4   in die Hand gestützt, 
   Es;    mit tief umilorten 
   f "If    '  Augen über die Flu- 
       then. ln lyrisch Wei- 
  i?     .  
 Ü   '   i"   chen,schmeichelnden 
         Akkorden klingt die 
  l    Landschaft im sLie- 
       13, i;  böSffüllllngm Knos- 
   l (wir,    pende Blüthenprztcht 
   "K    deckt üppig die Bäu- 
ij i",  Ä   me, ein Bächlein rie-- 
      selt über lachenden 
         Rain. Ein junger 
  i j_       v.  Mann schlägt die Sai. 
     QLQÄA Ä  ten einer Leier und 
Boecklin: Das Schweigen im Walde. 4 jqlngt da?" netäen 
ihm, an einen bluh- 
enden Busch gelehnt, 
steht ebenfalls laut singend ein Mädchen. Im sGang nach EIDLIUSQ 
gibt eine ernste Abendlandschaft den Grundton. Der Sturm wühlt 
in den Kronen mächtiger Biiume und jagt am Himmel schwere Wolken 
daher, über die unheimliche Abendlichter huschen. Die ganze Natur 
schauert zusammen wie in fröstelnder Angst. ßBlCllJC bei uns, Herr, 
denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigte. 
Boecklins grösste Schöpfungen aber bezeichnen eine noch höhere 
Stufe. Nachdem er anfangs die lyrische Stimmung einer Landschaft 
auf menschliche Figuren projicirt, gelangt er schliesslich dazu, die 
Natur nur noch mit Wesen zu bevölkern, die wie die letzte Ver- 
dichtung des Naturlebens selbst, wie die greifbare Verkörperung jenes 
Naturgeistes erscheinen, dessen, kosmogonisches Wirken im 'Wasser, 
auf der Erde und in der Luft er in einem seiner jugendwerke, den 
Fresken des Baseler Museums, besungen. In solchen Bildern hat 
er in der neueren Kunstgeschichte überhaupt keine Ahnen. Sein 
Schaffensprincip beruht, möchte man sagen, auf dem gleichen über-
	        
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