DEUTSCHLAND
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prächtigen glühenden
Farbenspielen. Die
Florentiner Binnen-
landschaft mit den an-
inuthig sanften Hügel-
reihen, ihren Wiesen
und Blumen, Knospen
und Blüthen und den
zahlreichen, unter
rosarothen Oleander-
bäumen versteckt
träumenden weissen
Villen, die fast grell
gegen den blauen
Himmel sichiabsetzen.
Boecklin hat diese
italienische Natur so
wenig porträtirt, als
die französischen Clas-
siker
Stücke des Wal-
Boecklin
Hirlin
ihrer
Herde.
des von Fontainebleau
naturgetreu im Sinne der Photographie darstellten. Wie bei jenen
war sein ganzes Leben ein immer neues, ewiges Liebeswerben um
die Natur. Als Knabe blickte er von seiner Baseler Dachstube herab
auf die Watllenden Wogen des Rheines. In Rom 1850 durchschweifte
er täglich die Catmpagna, sein Auge zu laben an den ernsten Linien
und Farben. Nach Weimar berufen, gab er schon nach wenigen
Jahren seine Lehrthätigkeit auf, um in Italien neue Natureindrücke
zu sammeln. Die Erscheinungen und Stimmungen, die er vor der
Natur gehabt, ruhen schliesslich Wie in einem grossen Magazin in
seinem Gediichtniss. Und nun vollzieht sich in seiner Phantasie ein
weiterer Vorgang. Was jene Vertreter der vheroischen Landschaftt
geahnt, aber nur auf verstandesmässigem Wege durch Illustrzttion von
Dichterstellen zu erreichen suchten jene ßorganische Verbindung.
von Figuren und Landschafta vollzieht sich bei Boecklin mit der
Macht intuitiver Conception. Die Stimmung, die eine Landschaft in
ihm erregt, setzt sich um in die Anschauung von Lebewesen.
In vielen Bildern namentlich der altern Zeit ist das Verhältniss
noch dies, dass der Grundton, den die Landschaft angibt, nur in
Muther, Moderne Malerei, III.