XXXIV.
FRANKRI
und raffinirte Beleuchtungseffekte
hervor. Weisse, hellgelbe und hell-
blaue Seidenkleider werden mit perl-
grauen Hintergründen auf sehr zarte
Tonleitern gestimmt. Damen in hell-
grauem Pelzmantel und rosafarb-
enem Kleid stellen in dnnkelgrünem
Buschwerk, in dem rosafarbene
Lampions brennen oder sitzen in
Ballrobe in der Nähe einer Lampe,
die auf dem Weiss der Seide die
mannigfachsten zarten Lichtbild-
ungen erzeugt.
jacques Enzile Blanche, der Sohn
des berühmten Irrenarztes, ist für
diese neuen Tendenzen der fran-
zösischen Porträtmalerei besonders
bezeichnend. Es ist bekannt, dass gegenwärtig die englische Mode
in Paris als Gipfel des Snobisme gilt, dass Anglicismen immer mehr
in diefranzösische Sprache eindringen, und diese Geschmacksrichtung
gab Blanche Gelegenheit zu sehr aesthetischen Bildern. Die englische
Miss in ihrer anziehenden Mischung von Al-Iectirtheit und Naivetät,
in ihrer ganzen mageren, grossfüssigen Grazie hat in ihm einen
zarten Interpreten. Lange, "anglisirende, weiss bekleidete Damen trinken
sehr ästhetisch Thee, langweilensich oder sind um's Klavier grnppirt;
Gommeux, gerade, propre, chic vom Cylinder bis zu den Lackstiefeln,
blicken müd in die Welt, das Monocle im Auge, die gelbe Rose im
Knopfloch, den dicken Stock in der behandschtihteil Linken. Unter
seinen Bildnissen bekannter Persönlichkeiten machte 1890 das seines
Vaters ein moderner Bertin aine 1891 das von Maurice Barres
Aufsehen, worin er den Autor des Iardin de Berenice sehr einfach
und überzeugend analysirt hatte.
Der geistreiche Italiener Boldini brachte zu diesem englischen
Chic noch die Fingerfertigkeit des Stidlanders hinzu: bald Mikro-
skopiker a la Meissonier, bald Pinseljongletir a la Fortuny, bald von
bestrickendstem Manierisinus und amüsantester Eleganz in seinen
Damenporträts. In Ferrara 184; als Sohn eines Heiligenmalers ge-
boren, hatte Boldini noch als Romantiker mit Bildern. zu Scotts
Invanhoe begonnen. Von Ferrara War er nach Florenz gegangen,