Volltext: Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert (Bd. 3)

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XLIX. 
FRANKREICH 
ein Schöpfer. Felicien Rops 
führt heute ein sehr gemäch- 
liches Leben. Man kann ihn 
jedcn Tag auf den Boulevards 
sehen, eine grosse hagere Ge- 
stalt mit wirrem, braungrattien 
Haar, lebhaft blitzendem 
Auge und scharfgeschnit- 
tenem Gesicht, dem ein 
spärlicher, in zwei kleinen 
Spitzen auslaufender Bart 
einen leicht mephistophe- 
lischen Zug gibt. In seinem 
Atelier geht es aus und ein 
von Besuchern. Rops, immer 
beweglich, sprüht in einem 
Feuerwerk von Laune und 
Witz, geht vom einen zum 
andern, steckt immer von 
neuem die ewig ausgegangene 
Cigarette an. Allein, be- 
schäftigt er sich vorzugs- 
weise mit Bltinieiizucht und 
verwendet alljährlich grosse Summen, um in Haarlem und Antwerpen 
waltea Rosen oder Tulpen aufzukatifen, aus denen er neue Spielarten 
züchtet. Unter solchen Zerstreuungeil vergeht der Tag, ohne dass 
er anscheinend etwas vollendet. Erst in der Nacht entstehen seine 
Werke. Die Träume, die Andere träumen, wirft er wachend mit 
sicherer Hand auf's Papier. Seine Erinnerungen verdichten sich. Alles, 
was er in seiner Vie de debauche erlebte, zieht an seinem Auge vorbei, 
und er erzählt davon mit dem Ernst des Philosophen. 
Baudelaire hat in einem Gedicht aDOll juan aux Enferse die Scene 
behandelt, wie die Pforte der Hölle sich hinter diesem Künstler des 
Lebensgenusses schliesst und wie ihm, der das Weib und seine 
Schmerzen verachtete, ein wildes herzzerreissendes Geheul aus dem 
Munde zahlloser Frauen lllltilhlvlöllßft. Rops zeigt die Kehrseite der 
Medaille. Die Alleinherrscheriii in seinem Werke ist das Weib. 
Sie ist für ihn, was für die 
maler die Madonna gewesen. 
Griechen Venus, für die Renaissance- 
Keiner hat den weiblichen Körper mit
	        
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