XXXIV
FRANKREICH
gleichsam den Werk-
tagscharakter der Per-
sönlichkeit zu treliren,
Wie sie unwillkürlich
ist, wenn sie sich un-
beobachtet glaubt und
vorn Posiren erholt. An
die Stelle des pompösen
Arrangements der Stoff-
maler trat eine Seele,
ein Temperament, in-
terpretirt durch eine
Intelligenz. Zugleich
machte sich ent-
sprechend dem allge-
meinen Princip der Ma-
lerei, den Menschen und
die Natur als ein un-
trennbares Ganze zu
fassen auch in der
Porträtmalerei das Be-
streben geltend, die Personen nicht mehr vor einem willkürlichen
Hintergrund, sondern in ihrer wirklichen Umgebung: den Gelehrten
in seinem Laboratorium, den Maler in seinem Atelier, den Schrift-
steller an seinem Arbeitstisch zu malen und die atmosphärischen Ein-
Flüsse dieses Milieus genau zu beobachten.
Der reisige Werkmeister dieses schlichten, rechtschail-enexi Porträt-
llzlttlfälllSlnllS war besonders FanlinvLtziozzr, der aus seinen letzten
Sachen, die etwas Gemauertes, Starres, Düsteres, Professorenhaftes
hatten, nicht allein beurtheilt werden darf. In seinen jüngern Jahren
war er ein kräftiger, gediegener Künstler, einer der gesundesten und
einfachsten, die Frankreich besass. Seine Bilder waren dunkel im
Ton, harmonisch, von puritanischem Reiz. Namentlich das Porträt
Manets und das Doppelbildniss des Kupferstechers Edwin Edwards
und seiner Frau werden stets historischen Werth behalten.
Später, als die ganze Strömung der Kunst sich von den niederen
Ständen abwandte und wieder mehr der vornehmen Welt zustrebte,
trat auch in der Porträtmatlerei eine neue Richtung auf das Exquisite
und Ueberfeine, eine Vorliebe für Symphonische Farbenarrangements