XLIX.
FRANKREICH
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Malerei so weite Kreise zog.
Das Costüm ist zeitlos, fast
mehr der Gegenwart als der i"
aber aus den grossen Linien b?
der Landschaften spricht et- --lir_'ßl_
was so Biblisches, Patriarch-
alisches, eine so weltferne M.
mystische Poesie, dass auch
die Menschen wie Visionen W
aus weiter Vergangenheit 75
wirken. ll"
Die Bilder der Frau Cazin ikiil
bestätigen die alte physio-
logische Thatsache, dass Ehe- d
leute durchlanges Zusammen- ,
leben sich ähnlich werden.
Die delicate Sensibilität ihres Cm", Haga, und [mag]
Mannes kehrt bei ihr mit
einer weiblichen Nuance wieder, seine ruhige Empfindung wird bei
ihr nervös. Mag sie eine Bäuerin zeichnen, die ihr Kleid näht, oder
junge Mädchen mit dem Buch auf den Knieen nachdenklich im
Garten sitzen lassen, oder Statuen für Grabmonumente entwerfen
durch Alles geht etwas tief Träumerisches, still Melancholisches,
schluchzendes Thränenglück und rührende Wehmuth.
Die weitere Fortsetzung der Richtung bezeichnet der reizende,
mysteriöse Eugäne Carriäre, der wmoderne Madonnenmalera, wie
Edmond de Goncourt ihn nannte. Wohl Keiner vorher hat das
unbewusste Seelenleben der Kinder mit dieser zarten Versenkung
gemalt: diese kleinen Hände, die nach etwas greifen, diese stammelne
den Tippen, die die Mutter küssen möchten, diese träumenden, in's
Unendliche starrenden Augen. Doch obwohl aus seinen Bildern junge
Wesen schauen, die zu leben anfangen, deren Blicke gross der Zu-
kunft sich öffnen, liegt doch eine tiefe Traurigkeit darüber. Seine
Gestalten bewegen sich schweigend und ernst in weicher, geheimniss-
voller Dämmerung, gleichsam durch einen Gazeschleier von der W irk-
lichkeit getrennt. Alle Formen verschwinnnen, welkende Blumen
verbreiten einen einschläfernden Duft; es ist, als ob Fledermäuse
unsichtbar die Luft durchflzitterten. Selbst als Porträtmaler bleibt