XLIX.
FRANKREICH
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als die officiell anerkannte. 7
Sie wendet sich nur an feine
wählerische Geister, unver- .1
ständlich fürdie Stimmungen ü:
und Anschauungen des Mit- f i"
telschlages. Seine Ideale Sind
Gustave Moreau, der fran- ß " '
zösische Burne-Jones, und
Odilon Redon, der französ-
ische Blake. Ganz besonders 52,? '
pflegt er seinen Geruchsinn,
indem er sich täglich mit U, If
neuen Blumen nicht ge- pg-f
wohnlichen Rosen, Lilien
oder Veilchen, sondern bren- _Ü
nend leuchtenden Giftpi-lan- Ä f;
zen von betäubendem Duft "(fliegt
umgibt. Und als das _ i "
Buch endet, steht er, er-
schöpft durch diese spiritu- 1
ellen und sensorischen Aus-
schweifungen im Cultus des
Künstlichen, vor der ein Moreau: Der Tod des Orpheus.
fachen Wahl: Wahnsinn und
Tod, oder Rückkehr zur Natur, zum normalen Leben.
Huysmans Werk kennzeichnet schlagend die Veränderung, die
sich in der literarischen und künstlerischen Physiognomie Frankreichs
vollzog. Vor zehn Jahren war Zola das unumstrittene Haupt des fran-
zösischen Schriftthunis. Jeder seiner Romane war ein Ereigniss und
durchzog in hunderttausenden von Exemplaren die Welt. Heute ge-
hört seine Richtung schon der Vergangenheit an, und die Namen
Verlaine und Bourget bezeichnen die Wegweiser in die Zukunft. Mit
Verlaine erwacht in der unerbittlichen Logik der französischen Sprache
ein nie gehörtes melancholisches Flüstern, zuweilen dumpf klagend
bis zum Wahnsinn. Bourget, der Herold der englischen Praerafaeliten,
will das athemlose, nach unerhörtein Rafiinement lechzende Gefühl
des modernen Menschen durchforschen und in allen seinen Aeusser-
ungen analysiren. Mallarme strebt genussmüde jene primitive Ein-
fachheit an, die überreizten Geistern doppelt mundet. Maurice Barres