XLVIII.
UND
WHISTLER
SCHOTTEN
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auf Moosbänken sitzen Damen in purpurrothen Seidengewändern,
die lächelnd dem Schauspiel lauschen. Oder in dunklerWald-
lichtung ist ein Triumphbogen errichtet. Rosen, Lilien und Nelken
UIDWUCDCTIÄ die schwarzen Sockel. Jünglinge aus Erz halten brennende
Fackeln in der gehobenen Faust. Links naht, von schwarzen Rossen
gezogen, ein prunkvoller Wagen. Eine stolze Frauengestalt sitzt darin,
deren kirschrother Mantel sich hoch in der Luft bauscht. Reiter in
puffigen Sammetkleidern sprengen stolz hinterher. Oder am Fusse
eines festlich geschmückten Berges zündet man grosse Feuer an. Die
Flammen schwingen sich wild durch den Nebel. Gelbe und violette
Wolken durcheilen rastlos das Firmament. Ganz hinten auf einem
schwarzen Riesenkegel wird eine rosalichte Burg mit Zinnen und
Thurmspitzen sichtbar, und vorn haben sich die einen nackt,
andere in ziegelrothe Seidengewänder gehüllt Mädchen geschaart,
die in buntem Farbengemenge Spiele rauiführen, "oder mit offenem
Mund bewegungslos in die lodernden Flammen starren. Oder über
einen See fährt eine prunkende Barke. Grosse Schwäne pliitschern
in der Nähe. deren weisse Fittigpracht im Sonnenlicht glänzt. Auf
der andern Seite führt eine wcisse, von dunkelblauen Wellen um-
spülte Marmortreppe auf einen blitzblanken Steinboden, wo Cavaliere
und Damen plaudernd sich bewegen, von Pagen in silbergestickter,
schwarzer Kleidung bedient. Oder der Himmel ist trüb. Ein bläu-
liches Dämmerlicht giesst sich wie Nlondenschimmer über die Flur.
Glühwürmer, Schmetterlinge und seltsame Vögel mit glitzernd gold-
igem Gefieder schweben geheimnissxroll durch die Nacht. Vorn auf
der smaragtlgrünen Vxfiese schreiten Mädchen in lustigem Reigen
dahin. Schlingpilzmzen haben sie um Hals und Brust gewunden.
Knospenkränze in den blonden Krauskopf" gedrückt. lange Palmen-
wedel schwingen sie vor sich her.
Als ein MITÜSIC incompletk erscheint Monticelli in allen diesen
Arbeiten. Die Mehrzahl der Figuren, die seine Scenen bevölkern,
sind plump gezeichnet. Sie stehen kaum richtig auf den Füssen und
bewegen sich automatisch wie linkische Marionetten. Aber die sug-
gestive Kraft seiner Malerei ist sehr gross. Ueberall tönen schwellende
Farbenakkorde, die schon auf die Seele wirken, bevor man den Gegen-
stand des Bildes erkannt hat. In dem Festapparat Veroneses und
den reichen Gewändern Tizians wühlt er mit der Sorglosigkeit des
Kindes herum. Das ganze Weltall taucht er in tiefe Gluth. Ohne
alle geographischen oder archäologischen Hilfsmittel, allein durch die