XLVIII.
W HISTLER
UND
SCHOTTEN
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verständlichen Idioms
ihn für hochgradig
verrückt zu halten.
Eine seiner fixen Ideen
war, er hätte schon
einmal in Venedig zur
Zeit Tizians gelebt.
Wurde zufällig in Ge-
sellschaft der Name
Delacroix genannt, so
nahm er stets mit feier-
lichem Gesichte den
Hut ab. Alle Musik
machte ihn ganz närr-
isch vor Freude, be-
sonders die der Zi-
geuner, und wenn er
einem solchen Con-
certe beigewohnt, lief
er immer sofort nach
Hause, entzündete alle
Kerzen und malte, so
lange er den Pinsel
halten konnte. Aeus-
serlich soll er ein
Montiaelli.
Matinäe
Printenzps.
schöner alter Mann ge-
WCSCH sein, mit breitem, wuchtigem Gang, majestätischem, ernsten
Gesicht, dickem, weissen Haar und langem Bart, der ihm tief auf
die Brust Fiel.
Monticellis Bilder sind gemalte Zigeunermusik. Er hatte in
seiner ersten Zeit viel stricten Beobachtungsgeist. Es gibt Landschafts-
studien, in denen er die einfachsten Natureindriicke genau reproducirte.
Er malte das Land im Werktagskleid: einsame Bauernhöfe, wo die
Hühner picken oder Esel philosophisch vor "der Krippe träumen.
Aber solche Studien nach der Natur und ein paar Porträts bilden
eine seltene Ausnahme in seinem Werke. Sein Hauptzug ist eine
feenhaft üppige Farbenphantasie, eine Palette von decorativstem Effect.
Die einfachste Sensation verwandelte sich in seinem Kopf in ein
glänzendes Schauspiel. Eine Landschaft, ein Büschel Sonnenstrahlen,