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XLVI II.
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UND
Scx-rom
kommen. Dort wurde
ihm die Freundschaft
mit Diaz förderlich,
der ihn rasch in Ver-
bindung mit Liebhab-
crn und Kunsthand-
lern brachte. Er
brauchte nicht um sein
Dasein zu laämpfen,
arbeitete leicht und
verkaufte viel. In dem
koketten Atelier, das
er sich erbaut hatte,
liebte er den alten Ve-
nezianer zu spielen,
sich in prächtige
Stunmetcostüme zu
kleiden und mit einem
grossen grauen Rubenshut zu drapiren. Gegen das Ende des Kaiser-
reiches war er auf dem Wege zum Ruhm. Seine Malerei war in
England und Amerika geschätzt. Napoleon III. kaufte von ihm.
Daubigny, Troyon, selbst Delacroix äusserten ihr Erstaunen über
die saftige Pracht seiner Farben. Grosse Dinge wurden in Maler-
kreisen von Iihm erwartet. Da kamen die Ereignisse von 1870.
Um den Aufregungen der Belagerung zu entgehen, reiste Monticelli
nach seiner Vaterstadt, und, einmal angekommen, blieb er bis zu
seinem Tode 1886 dort Wohnen, ohne dass ein Wort seiner Freunde
ihn zur Rückkehr nach Paris bewog. Er hatte keinen Ehrgeiz,
kümmerte sich nicht um Kritik und Ausstellungen, der Begriff Ruhm
war nicht mehr für ihn vorhanden. Alle Abende sah man ihn würdig
die Stadt durchschreiteli, in jeder Hand eine kleine mit Farben be-
deckte Holztafel, die er zu mässigstenr Preis an einen Kunsthiindler
verkaufte. Seine ganze Wohnung bestand aus einem Zimmer mit
einem Bett, einer Staffelei und zwei Stühlen. Werth legte er nur
auf den grossen rothseidenen Vorhang über dem Fenster, der die
Aufgabe hatte, das ganze Zimmer in Purpurroth zu baden die
Farbe, die der alte Maler besonders liebte. Sein Gespräch war bi-
zarr, voll von Werten, die er zu persönlichem Gebrauch gebildet,
und seine Nachbarn pflegten wegen dieses seltsamen, oft ganz un-