XLVIII.
W HISTLER
UND
SCHOTTEN
S27
Whistler hat sich über
diese Kunstanschauung in
seinen Broschüren selbst
geistreich ausgesprochen. Das
Gegentheil von Kunst be-
deutet ihm jede Art der Ma-
lerei, die sich wLlUYClI stolf-
lichen Inhalt in den Dienst
des Philisterituns Stfillta. Nur
"der ist wMAlCTK, der aus
dem Zusammenklatng farbiger
Massen die Anregungen für
seine HilflTlOüiön schöpft.
Deshalb ist er ein entschie
dencr Gegner der Richtung.
die Ruskin Realismus nannte.
Die rücksichtslose Wieder-
gabe des Modells, so wie es
ist, ohne Auswahl, ohne Ver-
schönerungsversuche, in der
Meinung, die Natur biete stets
das Schöne, ist ein Gegen-
stand seines feinen Spottes.
v) Die Natur birgt wohl in Far-
be und Form den Inhalt aller
möglichen Bilder, wie der
Schlüssel der Noten alle Mu-
sik. Aber des Künstlers Beruf
ist, diesen Inhalt mit Verstand aufzulesen, zu Wahlen, zu verbinden,
damit er das Schöne schalfe wie der Musiker die Noten vereint
und Accorde bildet, aus dem Missklang ruhmreiche Harmonien zu
T age förderte Die scharfunirisscne Deutlichkeit der praerafaelitischen
Landschaft wird als Beispiel für das Unkünstlcrische prosaischer Natur-
abschilderung genannt. vWCDII dcr-Abendduft die Ufer mild um-
schliesst, die kleinen Häuschen sich in weichem Nebel baden, wie
Glockenthürme die niedern Schornsteine, die Speicher wie Paläste in
die Nacht starren, die ganze Stadt sich mit dem Himmel eint und
Geisterland sich vor dem Auge aufthut da versteht der Philister
nicht mehr, weil er aufhört, genau zu sehen. Doch dem Künstler