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XLVlI.
ENGLAND
zieht er die Gestalt der Gefährtin an's Herz. Die Scene sArtemis
und Endymiona ist dargestellt durch eine hohe Frauengestalt in silber-
schimmerndem Gewande, die sich in sichelförmiger Windung über
den schlafenden Hirten beugt.
Doch gewöhnlich benutzter weder den christlichen noch den
antiken Ideenkreis, sondern verkörpert seine eigenen Gedanken. Auf
dem Bilde wDie Illusionen des Lebensa von 1847 schweben schöne
Traumgestalten über einem Golf, der sich an der Grenze des Da-
seins aufthtit. Zu ihren Füssen liegen die zertrümrnerten Embleme
der Grösse und Macht, und auf einem schmalen Streifen Erde dicht
über einem Abgrund sind die noch nicht zerstörten Illusionen sicht-
bar: der Ruhm, in Gestalt eines geharnischten Ritters, der der Seifen-
blase eines glänzenden Namens nachjagt; die Liebe als ein zärtlich
umschlungenes Paar; die Gelehrsamkeit als ein im Dämmerlicht über
Handschriften gebückter Greis; die Unschuld als ein Kind, das nach
einem Schmetterling hascht. Der wTodesengela zeigt eine gewaltige
geHügelte Frau am Eingang des Weges thronend, der in die Ewig-
keit führt. Auf ihren Knieen ruht, auf weisses Tuch gebettet, der
Leichnam eines neugeborenen Kindes. Männer und Frauen jeden
Standes legen ehrerbietig zu den Füssen des Engels die Abzeichen
ihrer Würde, die Werkzeuge ihrer irdischen Thiitigkeit nieder.
Das Bild nDiC Liebe und der Tode schildert die beiden grossen,
die Welt beherrschenden Mächte, wie sie zusammen um die Seele
eines Menschen ringen. Der bleiche Tod, mit Schritten, in denen
eine Linheimliche Majestät liegt, naht Einlass begehrend der Thür
eines Hauses; die Liebe, eine knabenhaft schmächtige Gestalt mit
hellen Flügeln vertritt ihm den XVeg, doch eine grosse, unwiderstelr
lichc Geberde genügt dem Mächtigen, den zusammenschauernden
Jüngling zur Seite zu schieben. Auf dem Bilde wLiebe und Leben-
hilft der Genius Liebe, ein schlanker kriiftigei" Ephcbe, dem armen
schwvachen hilfestichenden Leben, einer halb erwachsenen, schtichtern
und furchtsani auftretenden Madchengestalt, den steinigen XVeg eines
Gebirges hinaufsteigen, über dem golden die Sonne aufgeht. Die
vHoffntinga ist bei Watts ein zarter, in blauen Duft gebadcter Genius.
der verbundenen Auges auf der YVeltktigel sitzt und beglückt dem
leise angeschlagenen Laut der letzten Saite seiner Harfe lauscht. Der
vMammom verkörpert sich ihm durch einen rohen, dicken Satyr.
der seine Sohle auf einen Jüngling und ein junges Mädchen brutal
Wie auf einen Fussschemel setzt.