Volltext: Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert (Bd. 3)

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ENGLAND 
XLVII. 
 i Hauptsaal der Galerie immer 
    .1  i den Ehrenplatz einnehmen, 
f  i?     i!   und ich erinnere mich, wie 
  ß    g hülflos ich 1884 dem ersten 
1     w  I Bilde gegenüberstand, das 
4  4.1;  '  b:        ich dort von ihm sah. 
   " iizv     In einer Art Vestibul von 
        phantastisch frühgothischer 
 L:   j      w ;  
ggf       Architektur sass vorn unten 
  S"  ein bewaffneter Mann, der 
i; k, b,   in seiner dunkeln glänzen_ 
'  V  ;  den Rüstung, mit seinem 
 41 ggf; HM-riii.     harten kühnen Profil einem 
  g    lombardischen Krieger, etwa 
;   f.  er Mantegnas Herzog von Man- 
  .    I, tua glich, und hielt sinnend 
  i   S  eine eiserne, mit Edelsteinen 
      besetzte Krone in der Hand; 
Bumbjollps: Pwnalion. weiter hinten auf hohem 
 Marmorpostament thronte 
ein rothhaariges, junges Mäd- 
chen mit blassem, iabgehärmtem Gesicht, das wie in Hypnose mit 
starren Augen weit hinausblickte in eine andere Welt. Zwei junge 
Leute, die wie Pagen aussahen, sangen auf einer Balustratle. Alle 
möglichen kostbaren Details, glänzende Stoffe, leuchtender Marmor, 
grauer Granit, ein Mosaikfusshoden, der in grünen und rothen Tönen 
schillerte, gaben dem Ganzen etwas raffinirt Pretiöses. Der Katalog 
verzeichnete als Titel wKönig Kophetua und die Bettlerin a, und wer 
'vertraut war mit provencalischen Dichtungen, wusste, dass König 
Kophetua, der Held einer alten Ballade, sich in eine Bettlerin ver- 
liebte, ihr seine Krone anbot und sie heirathete. Das war aus dem 
Bilde selbst nicht zu erkennen, von jeder handgreiflichen Illustration 
des Vorgangs war abgesehen. Trotzdem entwickelte sich eine beun- 
ruhigende, undefinirbare Stimmung. Die beiden Helden der seltsamen 
Idylle, der ernste Ritter wie das bleiche Mädchen können selbst noch 
nicht fassen, wie all das gekommen: sie, die Bettlerin, auf dem mar- 
mornen Throne; er, der König, auf den Stufen knieend vor ihr, die er 
zur Königin erhoben. Unbeweglich verharren sie, in tiefem Schweigen, 
aber in ihrem Innern lebt es und bebt es. Sie haben Gefühle, die sie
	        
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