474
XLVII.
ENGLAND
Rosselli
Dantes
Traum.
Jene Waren schlicht, Wahr, natürlich, dieser von einer raffinirten,
gesuchten Einfachheit. Dank der nervösen Zartheit seiner kranken,
überschiiunienden Einbildungskmft war es ihm täuschend gelungen,
sich den Anschein eines Primitiven zu geben. Bei jenen ein ernstes,
versttintlesmiissiges Schaffen, bei diesem ein verschwommenes Träumen,
eine Stimmtingsschwelgerei, ein Aufgehen in Tönen und Farben; dort
ein eckiges, treuherziges Naturstuditim, hier die knospenhafte Spröde
und reizende Behngenheit des Quattrocento, eine Romantik, die sich
in der Sehnsucht nach einem Heimathlztnci der Seele in das kindlich
unschuldige Mittelalter flüchtete und dieses mit allen Reizen der
Mystik umwob. Hunt, Brovtin und Millais waren Realisten der Zeich-
nung, Männer, die das Erschaute mit möglichster Genauigkeit, treu
bis zur letzten Rippe des Blumenblattes, bis zu jedem Faden des
Gewebes darstellen wollten. Rossettis Bild war eine Symphonische
Farbendichttmg, er selbst einer der frühesten unter den modernen
Lyrikern des Colorits. Dieser Gegensatz spitzte sich im Laufe der
Jahre immer schärfer zu, und bereits 1858 sah sich Rossetti von
seinen frühern Kampfgenossen verlassen. Sowohl Madox Brown wie
Holnmu Hunt und besonders Milluis wurden in ihrer weiteren Ent-