XLVII.
ENGLAND
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David Scott War als Sohn
eines schottischen Kupferstechers
Robert Scott in Etiinburg 1806 ge-
boren, im Frost und Schnee eines
schottischen Winters. Sein schon
bejnhrter Vater, cin ernster, gottes-
fürchtigei" Mann, der Typus des
alten, strengen, schottischen Puri-
trmers, lebte, mit fünf Kindern be-
lastet, karg und fastend dahin, ein-
sam, Weit ausserhalb der Stadt,
um jede Versuchung zum Auf-
wand zu vermeiden. Nach Davids
Geburt verfiel er religiösem Stumpf-
sinn, da seine vier ältern Kinder
ihm kurz nach einander durch eine
Epidemie entrissen wurden. Es
folgten dafür drei andere nach, und es ist rührend, in William Bell
Scotts Buche zu lesen, wie die arme, ebenfalls geistig belastete Mutter
die Nachgeborenen immer mit den Namen ihrer altern verstorbenen
Brüder rief. In einer so strengen Familie, in der sich Heiterkeit fast
wie Verrücktheit ausnahm, wuchs David in melancholischer Einsam-
keit still und verschlossen auf. Als einer der ersten bezeichnenden
Züge seiner Knabenjahre wird erzählt, er sei, als er einmal in kind-
lichem Spiel sich mit dem Betttuch als Geist vermuminte, über sein
eigenes Spiegelbild derart erschrocken, dass er ohnmächtig ZUSCLDIIDGH-
brach und von einem schweren Nervenfieber beülllen wurde. Seine
Phantasie war in krankhafter Thätigkeit so wie Th. A. Hoffmann
selbst das Grausen packte, wenn er bei Lampenliclit seine Geschichten
niederschrieb und durch Blakes Illustrationen bis zum Fieber-
haften erhitzt. Namentlich die Idee des Todes reizte von Jugend an
seinen Geist, und als er eines Tages, durch seinen Bruder Robert
veranlasst, sich an einer poetischen Concurrenz betheiligte, dichtete
er eine Ode an den Tod, so dunkel und mystisch, dass sie ihm den
Preis. eine Guinee, einbrachte.
Selbstverständlich musste einem solchen Phantasten, einem so
glühenden, fieberhaften, poetischen Genie das mühselige Ringen mit
der Farbe ein Hinderniss sein, nur als Zeichner fühlte er sich fähig,
Alles auszusprechen, was seine Phantasie bewegte. 1331 veröffent-