XXXIV.
FRANKREICH
allerschneicligsten wohl in den Il-
lustrationen, die er für die Revue
illustree zeichnete. Geistreiche Ca-
ricaturen auf Theateraufführungen
wechseln mit den grotesken Ge-
stalten der Heilsarmee. Doch am
meisten fühlt er sich in seinem
Element, wenn er in die Schrecken
des nächtlichen Paris eintaucht. Die
Typen, die er geschaiicen hat, leben,
sie begegnen dir auf Schritt und
Tritt, irren auf den Boulevards
umher, in den Cztfes wie draussen
vor der Stadt und verfolgen dich
mit ihren Blicken des Elends, des
Lasters, der Drohung.
Ginscppe de Nillis, der zum Pariser gewordene Italiener", ein
suchender, kühner, nervöser Geist, war der erste Gentilhonnne des
Impressionismus, der erste, der von der groben Proletarierinnlerei zu
koketten Bildern aus den vornehmen Stztdttheilen überging und durch
die delicate NVürze seiner Bilder auch das weitere Publikum mit den
Principien des Impressionismus versöhnte.
wES war ein Novembernrorgen. Kalt war er allerdings, der
Morgennebel, dafür aber auch duftig wie dlll1StgCXVO1'ClCl1Cl' Schnee.
Drüben in den volkreichen, zusammengezxiviingten, russigen Stadt-
theilen, im handel und gewerbetreibenden Paris, gibt es diesen Früh-
nebel nicht, der sich in den breiten Strassenzügen festsetzt; die
Hast des Erwachens, das Kreuz- und Quer-fahren der BZXUSTHXNTIgCH,
der Omnibusse und schwer hinrasselnden Lastwagen haben ihn zu
schnell zertheilt, zerzaust und zerstreut. Jeder Vorübergehende trägt
ihn im abgeschabten Ueberzieher. im fadenscheinigen Halstuch mit
fort, oder zertheilt ihn mit den plumpen Handschuhen. Er sickert
in die schauernden Blousen, in die Regenmantel der arbeitenden
Armuth, er vergeht unter dem heissen Athem der vielen, die eine
schlaflose oder durchzechte Nacht hinter sich haben, wird eingesogen
von den Hungernden, dringt in die frischgeöifneten Kaufläden, in
die düsteren Hinterhöfe und qualmt die Treppen empor, an Gelän-
dern und Wänden hinrieselnd bis hinauf in die ungeheizten Dach-
Stuben. Deshalb bleibt denn auch draussen so Wenig davon zurück.