XLVI.
WEsx
ZUIDEALISMUS
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Finsterniss verfallene Kirche, und du, alter Dante, erhebe dich von
deinem katholischer Homer, und mische deinen Zorn
mit der Trostlosiglxeit Buonrtrottis. Doch seht ein Strahl er-
scheint vom heiligen Licht, ein bleicher Glanz verbreitet sich.
o XVunder über Wunder-eine Rose erhebt sich, öffnet gross ihren
Kelch und tnnschlingt mit ihren Blättern das heilige Kreuz. das
Kreuz erstrahlt in himmlischem Glanz, Jesus hat die NVelt nicht ver-
flucht, er nimmt die Anbetung der Kunst entgegen. Die Magier
waren die Ersten, die zum göttlichen Meister pilgerten, die Magier
werden als die Letzten seine Kinder sein. Der hehre Enthusias-
mus des Künstlers überlebt die erloschene Frömmigkeit von einst.
lilende Moderne. haltet ein in euerm Lauf zum Nirwana, fallt nieder
unter dem Gewicht eurer Sünden, eure Gottesliisterungen werden
den Glauben nie tödten. Ihr könnt die Kirchen schliessen doch
die Museen? Der Louvre wird die Messe lesen, wenn Nette-Dame
protanirt ist. ja, Strauss hat geleugnet, aber Parsifttl beweist, und
der Erzengel Fra Angelicos tibertönt mit seiner erhabenen Stimme
das gottlose Weibergewiisch lirnest Renans.
Die Menschheit, 0 Heiland, wird immer zu deiner Messe gehen,
wenn die läiester Bach, Beethoven, Palestrina sind. Elende Moderne,
ihr werdet nie siegen, der heilige Georg tödtet immer von Neuem
das Ungethtlm. und das Genie, das Schöne wird immer Gott sein.
Brüder in der Kunst, ich lasse den Kriegsruf erschallen, bilden wir
eine heilige Schaar zur Rettung der Idealität. Wir sind XVenige gegen
Alle, doch die Engel ltiütipfen mit uns. XVir haben keinen Führer.
aber die alten Meister leiten uns dem Paradies entgegenß?
So hinteren die_Worte, die Sarjoscph Peladan im Frühling 1892
dem Katalog der w Rosen 1- Kreuzen-Ausstellung in Paris voranschicltte,
der übrigens nicht wCzitttlogtiee, sondern wGeste esthetiqtiea betitelt war
und das Motto sNOll nobis Domine, sed nominis tui gloriae soli.
Alnem an der Spitze trug. Die Aussteller selbst nannten sich Magier
oder Aestheten und waren nebenbei noch mittelalterliche Katholiken,
die die gothische Rose als ihr Sinnbild gewählt und den Rosenkranz-
orden neu in's Leben gerufen hatten. Sie malten, hielten sich aber
auch für Musiker, und Nachts um die zwölfte Stunde trieben sie
Geisterbeschxxiörung. Der grossen Menge gegenüber gaben sie sich
als Hierophanten und portriitirten sich im Katalog als chaldiiische
Magier in kabbalistischen Studien. Um vor allem Volk ihre Frömmig-
keit zu zeigen, liessen sie am ErölTntmgstag ihres Salons eine Messe