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DEU
ÜSCHLAND
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Richtung nie mitniachte und
doch nicht veralten konnte,
weil er immer ein moderner
Geist War. Ein leichtes im-
provisirendes Talent, hat Pigl-
hein das Verschiedenste ge-
malt, was ausserhalb des Be-
reiches der nächsten Wirk-
lichkeit liegt, doch nie als
Nachahmer der Alten und nie
als Genremaler. Ans Allem
sprach ein vornehm geschul-
ter, persönlicher Geschmack.
Für Alles War der malerische,
nicht der anekdotische Ge-
danke massgebend. Ein Kreu-
zigungsbild i) Moritur in DCOa
lenkte zuerst 1879 die Blicke
auf ihn. Kühn und grossartig
wirkte dieser Engel, der zum
Heiland herniederschwvebte
undihm die Seelevon den blei-
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chen Lippen küsste. Später er-
warb er sich einen gewissen Ruf als Maler des Heidenthtims und der
schönen Sünde. Man konnte seine pikanten Pastelle seine Pierrette,
seinen Pschütt, seine Danseuse oder die Idylle vom Mädchen mit dem
Hunde für die Arbeiten eines Franzosen halten, mit so kecker
Bravour und pariserischem Esprit waren sie hingemztlt. Doch während
sie seinen Namen in England und Amerika bekannt machten, war
Piglhein selbst zu weit grösseren Aufgaben zurückgekehrt. Panoramen
sind im Allgemeinen für die Kunst ziemlich glcichgültige Dinge; Ein
Kunstwerk unterscheidet sich von jenen faustfertigen Darstellungen
patriotischer Geschehnisse, die bisher fast ausschliesslich zu Rund-
bildern verarbeitet wurden, wie ein Gedicht von einem Schlatchten-
bericht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ein gemalter wie ein ge-
druckter Schlachtenbericht Kunst bedeute, aber fraglich, ob es in der
Praxis vorkam. Piglhein hat mit seiner wKreuzigung Christia 1888
der Panorama-Malerei neue Bahnen eröffnet. Nur ein Mann von
so eminentem Können, so gross veranlagter Phantasie und feinem