XLV.
DEUTSCHLAND
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Liebermann.
Holländische
Dozfslrasse.
beugt, in's Bild hinein, sie ist gross und blond, ein Windstoss fegt
durch ihre Röcke. Alle diese Bewegungen sind kühn erfasst und mit
mächtiger Hand hingeschrieben. Alles ist gesund und kraftvoll, und
einzelne Figuren haben eine so jugendliche Frische und Grazie, wie
sie Liebermann selten erreicht hat.
Die Münchener Pinakothek besitzt ein ähnliches Bild: Jdie Frau
mit den Ziegena. In grauem, verlassenen Lande, auf einer wild ein-
samen Düne führt eine alte Bäuerin zwei Ziegen auf sandigem, wind-
verwehtem Abhang. Auch hier sind die Figuren so wuchtig und
gross in den Raum componirt, dass kein Naturfragment, sondern
ein Stück Natur gleichsam in condensirter Form sich darbietet.
Das alte Weib, die Ziegen, der Sand und das dürre Gras das
sind nicht mehrere Gegenstände, sondern einer. Der Maler hat die
Seele aus dieser wilden Landschaftgezogen und sie auf die Lein-
wand gesetzt. Kein Strich mehr, Alles ist ausgedrückt.
Wie hier das hungrige Grau eines ausgedörrten Bodens, malte
er in der vhOlliiHdlSChCn Dorfstrasseq 1888 den keuschen Reiz der