XLV.
EUTSCHLAND
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auch nicht bedauern, dass das
YVerk Liebermanns einziger
Versuch in der Bibelmalerei
geblieben. Noch im selben
Jahre hatte er sich und für
immer wieder gefunden:
er malte die sKleinkinder-
stube in und
1881 das Altmännerlraus, das
im Pariser Salon eine Me-
daille erhielt. In einem lausch-
igen Garten sitzen stille be-
ciächtige Männer im Sonnen-
schein unter den Bitumen,
behaglich träumend, in Er-
innerungen versunken. Man
meint, der Maler habe selbst
mit ihnen gelebt und sitze
auch gern auf der Bank, wenn die Blätter säuseln und die Sonnen-
strahlen Hinnnern. Keinen hat er verschönert, aber auch kein geist-
reiches Epigrannn auf ihre Dummheit gemacht, sondern alle gemalt,
als gehöre er selbst zu ihnen, ohne etwas Besseres, Höheres zu be-
deuten. Millets Geist schritt zum ersten Mal über Deutschlands Boden.
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entstanden
rasch
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Bleiche
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Jßierconcert
München
diese
Bilder festigte sich sein Ruf in Paris. Er wurde Mitglied des wCCfClC
des XVQ, an dessen Spitze-Alfred Stevens und läastien-Lepitge
standen, und stellte seitdem alljährlich im Salon Petit aus, zu
einer Zeit, als ihm die deutschen Ausstellungen noch theilweise ver-
schlossen waren. 1884 liess er wieder in Berlin sich nieder. wo er
seitdem, vom übrigen Kunstleben ziemlich abgeschlossen, seinen
Vvbhnsitz hat, wenn er nicht in Holland sich aufhält. Denn dieses
Land mit seinem weichen, die Gegensätze versöhnenden Nebel, ist
für Liebermann eine zweite Heimath geworden; er hat es lieb ge-
wonnen und verbringt jeden Sommer in Zantvoort, dem kleinen
Dorf in der Nähe Hilversunis, wo auch Israels die Erneuerung seiner
Kunstanschauungen erlebte. Hier setzt er sich vor die Natur, um
sie in ihrer elementaren Einfachheit zu studiren, ihren Erdgeruch
in Farben unizuwerthen. Hier malt er nicht wie Andreas Achen-