Volltext: Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert (Bd. 3)

XXXIV. 
FRANKREICH 
letzte Kraft zusammen, um 
ihr bebendes Kind zu retten. 
Daneben sitzt eine Greisin 
in stumpfer Gleichgültigkeit. 
Ganz vorn SCllKVillllllt ein 
Stier, der wild aus dem Was- 
ser herausbrüllt. Der Einiiuss 
von Gericaults Floss der Me- 
dusa ist ersichtlich, doch wie 
viel sachlicher und schlichter 
ist hier der Kampf um das Le- 
ben dargestellt, als der noch im 
Classicismus befangene grosse 
Romantiker es vermochte. 
Die verheerende Macht der 
Wassermassen konnte in ihrer 
elementaren Wirkung nicht 
wuchtiger geschildert werden, 
als durch diesen Stier, der 
mit seiner Riesenkraft um's 
Leben ringt. 
Technisch gehörte dieses Bild noch der iiltern Phase des Malers 
an. Es hzttte im Colorit, auch der ilackteit Figuren, noch die 
schmutzige Schwere der Bolognesen. Dieses Band, das ihn mit der 
Courbetschule verknüpfte, war gelöst, als er 1880  wohl unter 
dem Einfluss von Zolas Germinal, den vStfGlk der Bergleutea malte. 
Die strenge Sachlichkeit, die durch Zolas Schilderungen aus dem 
Leben der Grubenarbeiter geht, findet sich auch in diesen Zßfllllllptcl] 
und verhungerten, mit dem Kohlenstatib der Arbeit bedeckten Ge- 
stalten, die zum Aufruhr bereit in wilder Verzweiflung vor dem 
Fabrikgebäude sich sammeln. Das fahle Grau eines regnerischen 
Novembermorgens liegt darüber. 1887 malte er den Krieg, den 
Krieg der Neuzeit, der nicht den einzelnen Mann auf den andern 
hetzt, sondern mit wissenschaftlicher Exaktheit grosse Massen manöv. 
riren lässt, die sich vernichten ohne sich zu sehen, den Krieg der 
Neuzeit, der den Luftballon, die optischefllelegraphie und alle Ent- 
deckungen der Wissenschaft sich dienstbar machte. ßDiG Arbeite 
war das letzte Bild des Cyklus. Da hantirten sie in der heissen, 
staubigen Pariser Luft mit Sandsteinen aller Grössen. Man sah, 
seiner 
Riesenkraft 
um's
	        
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