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XLIV.
AMERIKA
Sturm, die an Klippen scheitern oder mühsam mit den hochgehenden
Wellen kämpfen, wie sie bei C. Petersen, E. Nortou und A. E
Bricher vorherrschten sondern ruhige Darstellungen der einfachen
Poesie des Meeres. James M. Hart und Hamilton Hamilton gingen
dazu über, unter dem Einfluss der Fontainebleauer die in rothem
und gelbem Blätterschmtick prangenden amerikanischen NViilder dar-
zustellen, mit Thieren, die auf den saftigen Wiesen lagern. Der be-
deutendste war William Morris Hmzt, der seit 1846 eine Zeit lang
in Düsseldorf Bildhauer gewesen war und, bevor er sich wieder in
Boston niederliess, eine längere Lehrzeit in Paris bei Couture, in Bar-
bizon bei Millet durchmachte. Er hat namentlich einzelne Bilder mit
Schafen gemalt, die in ihrer Feinheit sich Charles Jacque nähern.
Das war im Wesentlichen das Ergebniss der amerikanischen
Kunstentwicklung bis 1860. Amerika hatte einzelne Maler, aber keine
ausgebildete Schule. Es verbreitete sich auch hier der Ehrgeiz, mit den
andern Nationen auf gleiche Höhe zu kommen, und um dies zu er-
reichen, war ein systematisches Studium im Ausland nöthig. Die Früh-
eren hatten Amerika nur auf kurzen Reisen verlassen, die keine nach-
haltigen Eindrücke hinterliessen; die nächste Generation machte sich
überhaupt in Europa heimisch. Düsseldorf, wohin Leutze und Bier-
stadt gewiesen, konnte für sie als Hochschule nicht mehr in Frage
kommen. München schwankte unentschlossen zwischen Kaulbach
und Piloty. Eines desto grösseren Rufes erfreute sich Paris. Hier
bei Geröme hatte schon Lemuel Everett YVilwarth, ein Lehrer der
New-Yorker Kunstschule, sich die Kenntnisse erworben, durch die er
seinen Schülern imponirte. Von hier waren Francois Regis Gignotix
und Asher Brown-Durand gekommen, zwei französische Landschafter.
die in den 60er Jahren in New-York grosses Aufsehen machten.
Paris wurde also für die amerikanische Generation von 1860, was
es für die Deutschen von 1850 gewesen, und allein an der Hand
der Pariser Amerikaner wäre leicht eine kurze französische Kunst-
geschichte zu schreiben. Sie spiegeln deutlich die französischen
Manieren der verschiedenen Epochen.
Als die Ersten eintrafen, waren die neuen Keime, die von Courbet
und den Landschaftern von Fontainebleau in das Erdreich der fran-
zösischen Kunst gesenkt wurden, noch nicht zur Oberfläche gedrungen.
Im Mittelpunkt des Interesses stand die schulmassige, ausserlich glän-
zende Malerei Coutures. Bouguereau hatte seine erstens Erfolge ge-
habt und der kalte Porzellanstil Gerömes erregte Bewunderung.