Volltext: Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert (Bd. 3)

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XLIII. 
RUSSLAND 
giorno di Pompejia hatte dem Maler die erste Idee zu seinem Bilde 
gegeben. Und Compromiss war Brülows ganze weitere Thätiglteit. 
Als er aus Italien in's Vaterland zurückkehrte, herrschte die An_ 
sicht, sein Bestes sei noch zu erwarten; man holTte, er wiürde etwas 
Grandioses und Geniales leisten, war überzeugt, ein Weltgenie zu 
besitzen, von dem jeder Pinselstrich eine aesthetische Orlenbalrung 
sein werde  man irrte sich: so mangelhaft, wie es war, bleibt 
xPOHIPCjiK das Hauptwerk des Malers. Was er später schuf, waren 
entweder banale italienische Scenen, die ltaum mit Riedel einen Ver- 
gleich dulden, oder Kirchenbilder wie die Himmelfahrt Mariae und 
die Kreuzigung, die einem Bolognesen dritten Ranges gehören könn- 
ten. Alles ist correct und verständig, wohlgemeint und klug erdacht, 
aber ohne Leben und langweilig. Kurz nach seiner Ankunft in 
Petersburg begann er das colossale Bild wdie Vertheidigung Pskowstt, 
in dem er sich selbst fibertreffen wollte. Mehr als zehn Jahre arbeitete 
er daran, aber das Ergebniss war ebenfalls eine schlecht gemalte, im 
Bramarbasstil Horace Vernets gehaltene patriotische Theaterscene. Nur 
einige energische Porträts und anspruchslose Aquarelle haben seinen 
historischen Flitterkrzim überlebt. 
Desto nachhaltiger und verhangnissvoller war der Einfluss, den 
er auf die gleichzeitige russische Kunst fibte. Der WVeihrauch, der 
dem Malerkönig gestreut ward, stieg atuch den Andern zu Kopf. 
Brülow zu sein, Brülow nahezukoiiinieii  denn ihn zu übertreffen, 
schien unmöglich  ward ihrer Aller Devise. Wer gedachte noch 
der Orlowslty und Wenezianowl Was für Zwerge waren solch be- 
scheidene Nachfolger der alten Holländer, gegenüber dem Coloss, der 
mit einem Rucke auf den höchsten Gipfel des Parnass sich empor- 
schwang. Ueberall herrscht fortan ein Suchen nach etfektvoller 
Beleuchtung und Lminöglichen Posen. Colossale Maschinen über- 
schwemmen die Ausstellungen. Die verschiedensten Episoden aus 
dem Alterthum, dem Mittelalter und der Bibel, seltener aus der 
russischen Geschichte, wurden herangezogen und alle mit derselben 
Oberflächlichkeit, demselben Parbengeschrei und Pseudo-Idealismns 
illustrirt. Von der Akademie und dem Kaiser, der gleich Ludwig I. 
und Friedrich Wilhelm IV. eine sgrosse KUHSta wünschte, durch An- 
käufe aufgemuntert, von der Menge mit jubelndem Applaus begrüsst, 
schossen die  in immer dichteren Reihen aus dem 
Boden. Bassin, Sclzanzsclzin, Kapko-zu, später Flazuitzley und Moller waren 
vielfach angestauntc Grössen  lauter Nullen, die zusammenaddirt
	        
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