XLIII.
Russland.
( Ü nler
M itmuirkun g
Alexander
Bennis-
ßPrtersburg.)
M Volksmunde der Russen lebt ein seltsames Märchen: mehr
I orientalischer als slawischer Färbung und wohl von den Mon-
golen aus der Wüste des Hochlandes in die Steppen der Nie-
derung mitgebracht. In diesen Steppen, erzählt das Märchen, hebt
irgendwo wer weiss wo? eine Wunderblume ihre zarte Blüthe.
ewig grün, unsterblich, allen Gesetzen des Wachsens und Welkens
entrückt. So lang es auf Erden blüht und sprosst, kann man sie
nicht gewahren; denn das Riedgras und die Steppenblumen heben
ihre Häupter höher und verdecken dem Blick das zarte Krautlein.
Aber wer zu trauriger Herbstzeit über die kahle Steppe geht, dem
wird die ewig grüne Blume sichtbar, und dann weist ihm schon
von ferne der Duft, dass es die Wunderblnme ist, die er gesehen.
Eigenartig ist dieser Duft und Lmsäglich süss und herrlich; es gibt
nichts Aehnliches auf Erden, geschweige ein Gleiches. Und wer
ihn eingesaugt, dem ist die ganze Welt verwandelt. Er versteht
Alles, Alles; was stumm ist, redet zu ihm, und was Sprache hat,
kann ihm nicht lügen. Aus dem Schall heuchlerischen Wortes liest
er die tiefst geheimen Gedanken; Thier und Baum und Fels reden
ihm in verständlichen Zügen, er lauscht in die Natur hinein und
xiernimmt, wie sie athmet und webt und schafft; er hört das Lied,
das kreisend Nachts die Sterne singen. Traurig ist jeder geworden,
der diesen Duft getrunken; traurig ist jeder darüber geworden, denn
sagen die armen Leute in der grossen Ebene es ist kein fröh-
liches Lied, welches das All durchbebt
Aber die grossen russischen Schrifrsteller wanderten, wenn es
Herbst geworden, gleichwohl hinaus und suchten nach der Wunder-
blume und Einden sie. Und verstanden das Lied und wurden weise
und mild und erbarmend. Der vSClUDGTZ der Crentum durch-
zitterte