Volltext: Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert (Bd. 3)

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SCHWEDEN 
trüb im Sand zu verrinnen, die Bahn des Andern die des ruhigen 
Baches, der zum Strome anschwillt und schliesslich in einem latusch- 
igen Waldsee mündet, in dem Birken sich spiegeln und bleiche Wasser- 
rosen unter dem Strahl der untergehenden Sonne erröthen. Marcus 
Larsson, zu Lebzeiten berühmt, ist heute vergessen, und Edvard Bergh, 
zu Lebzeiten fast unbekannt, erscheint heute als Vorläufer. Bergh 
hatte, bevor er Maler wurde, schon die Universitätssttidien hinter sich. 
Als junger Beamter schlenderte er auf den Dörfern umher, die Natur 
mit den Augen des Botanikers wie des Landschafters betrachtend. 
Nachdem er in Upsala ein wenig als Dilettant sich geübt, bestimmten 
ihn 1850 die Arbeiten der Düsseldorfer, die rheinische Akademie zu 
beziehen. Im Weltausstellungsjahr 1855 ist er in Paris und reist 
von da nach Genf zu Calame, der damals im Zenith seines Ruhmes 
stand. Doch diese fremden Einflüsse waren bald überwunden. Die 
in der Berliner Nationalgalerie befindliche Ansicht von Uri in der 
Schweiz ist eines der wenigen Bilder, in denen Bergh versuchte, gleich 
Calame in's Grosse zu gehen. 1857 in die Heimath zurückgekehrt, 
wurde er der erste Repräsentant der intimen Landschaftsmalerei in 
Schweden. Bergh war eine harmonische Natur, vergnügt und glück- 
lich in seiner Arbeit, ein ruhiger, sinnender, triiuinerisclier Mensch, 
in dessen Kopf es nie stürmte und kochte. Darum liebte er auch 
die Natur nicht in ihrer Majestät und ihrem "dramatischen Zorn, 
sondern in ihrem sanften Lächeln, ihrer stillen, träumerischen Ein- 
samkeit. Auf seinen Bildern gibt es keine  keine Felsen- 
motive mit Weissschäumenden Wasserfällen, keine grauen Steinbrüche 
und bemooste, urweltliche Tannen; keine verwickelten Beleuchtungs- 
probleme und derbe Parforcetouren des Pinsels. Er liebte die Fichten- 
wälder und spiegelglatteia Flüsse seiner Heimath, die zarten Birkenhaine 
und stimmungsvollen Küsten der Binnenseen, die hellen schwedischen 
Sommerhimmel, die lauschigen Grastriften und weidenden Kühe, die 
weissen, langsam vorwärts treibenden Wolken und einsame Pfade, die 
zwischen Baumwurzeln hindurch in abgelegene, windstille Thäler 
führen. Diesem weichen, intimen Charakter der Natur entspricht 
seine zarte, empfindungsvolle Malerei. Alles, was später für die neue 
Richtung bezeichnend wurde, das Streben, das Flüchtige, Augenblick- 
liche der landschaftlichen Stimmung, den ersten unmittelbaren Natur- 
eindruck festzuhalten, war auch schon Berghs letzten Arbeiten eigen. 
Einige seiner Birkenwälder mit Wasser und Kühen sind so frisch 
und duftig in der coloristischen Haltung, dass sie dem Kreise der
	        
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