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SCHWEDEN
zwischen denen das Licht in grossen Massen auf weiches Gras fällt,
bald SIIELlIllDlLILIC Landseen mit klarer, goldiger Luft und Schiffen, deren
Segel in allen Farben des Prismas schillern, bald schattige Haine
und felsenreiche, von Riesenbiiumen der Urzeit bewachsene Dünen.
Fahlcrantz idealisirte die Natur, steigerte die Lichteffeltte, arrangirte
die Natttirfragmente Ruysdaels und Everdingens zu phantastischen
Compositionen. Der T hiergarten von Stockholm bevölkerte unter
seinen Händen sich mit fabelhaften Thieren und tiefen Höhlen, die
ihm das Aussehen einer "Wolfsschlticht geben. Seine Bäume sind
von unbestimmter Art, die Himmel rosig, die Farben warm und
sehr nachgedunkelt. Doch zuweilen, wenn er absah von allzu
willkürlichenl romantischen Pathos, sind seine Bilder wirklich von
träumerischei" Poesie und geben voll die vom Maler beabsichtigte
Stimmung.
Gustav Wilhelm Palm in seinen spätern Jahren Palnia vecchio
genannt könnte am ehesten mit den Franzosen Michallon oder
Paul Flandrin verglichen werden. Sein Studienfeld war noch fast
ausschliesslich Italien. Aber mit einer weitgetriebenen Compositions-
und Arrangirtingslttinst vereinigte sich in seinen Bildern doch eine
gewisse realistische Detailmalerei, die nicht mehr im Sinne der
eigentlichen Classicisten nur den 2131111111 an SiChx kannte, sondern
dem Charakter der Vegetation mit wissenschaftlicher Genauigkeit
nachging. Seine Oliven, Pinien, Gräser, Blumen waren mit spitzem
Pinsel botanisch treu durchgearbeitet und erfreuten sich deshalb vor
jo Jahren eines schwer verständlichen Ruhmes. Und diese liebevoll
sorgfältige, aber philisterhaft ängstliche Naturbetrachtting in Ver-
bindung mit einer auf Wahrheit bedachten, aber harten und bunten
Farbenscalat blieb ihm auch eigen, als er nach I6 jähriger Abwesen-
heit in die Heimath zurtickkehrte und neben italienischen Motiven
zuweilen kleine nordische Landschaften Architekturpartien vom
alten Stockholmer Hafen oder die Kreuzgänge von Wisby malte.
Egron Lundgrren war der schwedische Fromentin: ein Kosmopolit,
der sein Studienfeld bis nach Indien ausdehnte, ein geistreicher
Improvisator und Gourme der Farbe, dessen kokette Kunst wie die
des Franzosen halb der NVirklichkeit, halb der Manier gehört. Schon
seine Bilder aus dem italienischen Volksleben, wie die vCorpus Domini-
Prozessiom von 1847, könnten mit ihren pikanten coloristischen
Effekten in der Nähe Decamps gemalt sein. Doch sein eigent-
liches Gebiet fand er erst, als er, nach Barcelona gekommen, dort