XLI.
Schweden.
CHWEDEN ist ein eleganteres Land und neigt mehr nach Frank-
S reich hinüber als Dänemark. In Kopenhagen herrscht Gemütli-
lichkeit und kleinstätltische Einfachheit, in Stockholm Frivolitiit
und Glanz, grosser Luxus, Eleganz der Toilette, ein rzlfiinirt feines
gesellschaftliches Leben. Dort betritt man eine Insel des Schweigens,
ein Land der Idylle, in dem Nichts vorgeht. Die Menschen sind
sinnig, träumend und bürgerlich. Sie reden leise undmit sanfter
Stimme. Die Schweden sind Kinder der grossen Welt, die beweg-
lich, schlank und elastisch durch's Leben schreiten. Ihre Sprache
klingt hell und schvxamgvoll wie ein Französisch des Nordens. Ihre
ganzen Sympathien gehören Frankreich. Und sie sind auch in ihrer
Kunst die Pariser des Nordens.
Die dänische Malerei hat, wo sie echt ist, etwas Kleinbürger-
liches, Trauliches, Schlichtes. Die neue Technik ist für die Maler
nur ein Ausdrucksmittel ihrer feinen, discreten Beobachtung und
ihrer sanften, gedämpften Empfindung. Wie einst die alten Holländer
Pieter de Hoogh und van der Meer malen sie gemüthlich trauliche
Stuben mit alten Sophas und langsam schlagenden Uhren, mit
molliger Wohnzimmeratmosphiire und schummerigein Lampenlicht.
Der Mann sitzt mit dem Buch am Tisch, die Kinder machen ihre
Schularbeiten, die Mädchen spielen Clavier und singen dazu, im
kleinen eisernen Ofen glimmen die Kohlen.
Die schwedische Malerei gleicht einem vielgereisten, vornehmen
Wcltmann. Sie ist eleganter und Himmernder, raffmirter und sinnlicher,
capriciöser und experimentirender. Die jungen Stockholnier, die sich
nach Paris wandten, suchten dort in erster Linie Techniker zu werden
und warfen sich mit erstaunlicher Kühnheit den letzten Problemen
der Freilichtmalerei in die Arme. Sie haben nicht die liebevolle Zärt-
lichkeit, das rührende Heimathsgefühl der Dänen, sie sind charakter-
loser, kosrnopolitischer. Aber sie marschiren neben den raffinirtesten