Volltext: Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert (Bd. 3)

DÄNEMARK 
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Weichheit, das ersterbende Blau und die graue Zartheit der Nacht. 
Alles, was schweigend ist und still und verschleiert. Viel fahle 
liirbeii, Schwermuth und Nebel, viel Grauwetter, Gewitter und 
Regenluft, ein kurzer Frühling, der noch fast Winter ist, mit 
lmospenhaft spitzem, gelblichem Grün  das ist der Charakter der 
dänischen Landschaft  die Grundstimmting, die zart und discret 
durch die Bilder der jungen Dünen sich zieht. Jeder ist eine Indivi- 
dualität, und doch ltlingt durch Alles, was sie schaffen, auch stets 
tlerselbe weiche, verschwommene Zug, derselbe leise sehnsüehtige 
Refrain. Jeder blickt mit seinen eigenen Augen in die Natur und 
doch tragt jedes ihrer Werke auch stets denselben ängstlich genauen 
Stempel der Verwandtschaft, dass man sofort erkennt, es sind Bilder 
aus demselben kleinen Heimathlztnde, demselben stillen versteckten 
Winkel zwischen den Bergen. 
Als einer der besten Repräsentanten dieser latndschaftlichen 
Stimmtmgsmalerei der jüngeren Generation darf [alias Panlsen an- 
gesehen werden. Man kann seine Bilder nicht mit geläufigen Schlage 
worten kennzeichnen noch überhaupt mit aufgereihten Wörtern be- 
schreiben. aber man kann sich, wenn man in Ausstellungen auf sie 
stösst, in sie vertiefen, weil sie selbst Tiefe haben, eine anspruchs- 
lose, triitimerische Tiefe, die sich zögernd wie mit leisem Schauder 
erschliesst. Bauernhäuser mit leuchtenden, rothen und grünen 
wilden Weinranken schlafen unter dem Dache zarter Buchenkronen 
und die Diünmerung kriecht langsam an den Wänden empor.  
Ein wenig Mond am Himmel wirft vorsichtig einen zitternden 
Silberstreifen über graugrüne Wiesen, auf die stillen Fahrzeuge im 
Hafen, auf bleiche, im Duft blauender Dämmerung daliegende Küsten. 
 Der Abend kommt. Die Blätter hängen schlummernd "von den 
Biiumen, nichts regt sich als die Marienkäferclten auf den Nesseln 
und ein wenig welkes Laub, das im Grase liegt und sich mit 
leisen Bewegungen unter den Strahlen der untergehenden Sonne 
krünnnt.  Oder es ist Regen, ein trüber Oktoberabend, wenn der 
Nebel feucht in den braunen Zweigen hängt. Oft malt er die Dinge 
gar nicht, sondern nur ihr Spiegelbild: einsame Waldseen, die die 
Formen und Farben der Natur bloss in wogenden, unsicher zittern- 
den Umrissen zurückstrahlen. Und derselbe Mann, eines der viel- 
seitigsten Talente Dänemarks, weiss in seinen charaktervollen Porträts 
das Eigenthümliche eines Kopfes nicht minder gut wie als Land- 
schafter das Geheimniss einer Naturstimrnuiig zu erfassen. Derselbe 
Muthcr, Moderne Malerei
	        
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