DÄNEMARK
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Weichheit, das ersterbende Blau und die graue Zartheit der Nacht.
Alles, was schweigend ist und still und verschleiert. Viel fahle
liirbeii, Schwermuth und Nebel, viel Grauwetter, Gewitter und
Regenluft, ein kurzer Frühling, der noch fast Winter ist, mit
lmospenhaft spitzem, gelblichem Grün das ist der Charakter der
dänischen Landschaft die Grundstimmting, die zart und discret
durch die Bilder der jungen Dünen sich zieht. Jeder ist eine Indivi-
dualität, und doch ltlingt durch Alles, was sie schaffen, auch stets
tlerselbe weiche, verschwommene Zug, derselbe leise sehnsüehtige
Refrain. Jeder blickt mit seinen eigenen Augen in die Natur und
doch tragt jedes ihrer Werke auch stets denselben ängstlich genauen
Stempel der Verwandtschaft, dass man sofort erkennt, es sind Bilder
aus demselben kleinen Heimathlztnde, demselben stillen versteckten
Winkel zwischen den Bergen.
Als einer der besten Repräsentanten dieser latndschaftlichen
Stimmtmgsmalerei der jüngeren Generation darf [alias Panlsen an-
gesehen werden. Man kann seine Bilder nicht mit geläufigen Schlage
worten kennzeichnen noch überhaupt mit aufgereihten Wörtern be-
schreiben. aber man kann sich, wenn man in Ausstellungen auf sie
stösst, in sie vertiefen, weil sie selbst Tiefe haben, eine anspruchs-
lose, triitimerische Tiefe, die sich zögernd wie mit leisem Schauder
erschliesst. Bauernhäuser mit leuchtenden, rothen und grünen
wilden Weinranken schlafen unter dem Dache zarter Buchenkronen
und die Diünmerung kriecht langsam an den Wänden empor.
Ein wenig Mond am Himmel wirft vorsichtig einen zitternden
Silberstreifen über graugrüne Wiesen, auf die stillen Fahrzeuge im
Hafen, auf bleiche, im Duft blauender Dämmerung daliegende Küsten.
Der Abend kommt. Die Blätter hängen schlummernd "von den
Biiumen, nichts regt sich als die Marienkäferclten auf den Nesseln
und ein wenig welkes Laub, das im Grase liegt und sich mit
leisen Bewegungen unter den Strahlen der untergehenden Sonne
krünnnt. Oder es ist Regen, ein trüber Oktoberabend, wenn der
Nebel feucht in den braunen Zweigen hängt. Oft malt er die Dinge
gar nicht, sondern nur ihr Spiegelbild: einsame Waldseen, die die
Formen und Farben der Natur bloss in wogenden, unsicher zittern-
den Umrissen zurückstrahlen. Und derselbe Mann, eines der viel-
seitigsten Talente Dänemarks, weiss in seinen charaktervollen Porträts
das Eigenthümliche eines Kopfes nicht minder gut wie als Land-
schafter das Geheimniss einer Naturstimrnuiig zu erfassen. Derselbe
Muthcr, Moderne Malerei