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DÄNEMARK
Dänen. Als Interietirmaler und als Landschafter vereinigt er die
beiden Hauptrichtungen in sich, die die andern gesondert vertreten:
Die Einen halten mit Vorliebe auf dem Land und an der Küste sich
auf, inmitten des Volkes und der Natur, aus der sie hervorgegangen,
während die Andern in ungemein malerischer Weichheit von dem
gemüthlichen Leben der Kopenhagener Bürgerkreise erzählen. Holsöe
malt mit Vorliebe Interieurs in Abenddämmerung, mit durchsichtigem
Licht, das durch die Blattpflanzen am breiten Fenster fällt, mit grün-
lich weisser Dämmerung, die in der Stube webt, mit grünen Sammt-
sophas, weich glänzenden Mahagonimöbeln, Clavieren, Consolen und
stillen jungen Mädchen, die am Fenster Briefe lesen oder bei Kerzen-
licht Clavier spielen. Carl Tlzomsen, H. N. Hausen, Otto Haslund,
Irminger, Engelsted sie alle haben sich von jener trivialen Komik
befreit, in die die Genremalerei mit Helsted auslief. Johansen er-
innerte sie daran, dass das Genrebild kein pikantes, mit mehr oder
weniger Geist erzähltes Geschichtchen ist, sondern ein naiv wieder-
gegebener Ausschnitt aus dem häuslichen Leben. Menschen mit
graziösen, trägen, nachlässig weichen Bewegungen, die in Schweigen
versunken sinnend sich gegenüber sitzen einsame Frauengestalten
am Abend, die sehnsüchtig über die braune Haide blicken alte
Leute von unsicherem, weltentwöhnten Blick, als hätten sie Tag aus
Tag ein vergessen in ihrem Stübchen gesessen Mädchen von
stiller, rührender Schönheit, die in der Ofenecke Märchen lesen, im
Gartenzimmer träumen oder am Clavier sich zu melancholischen
Liedern begleiten sind die Gestalten ihrer schlicht sympathischen
Bilder. Echt dänisch düster wirkt Lauritz Ring, der sehr gute, echte
Bauernbilder gemalt hat; ein wenig französisch äusserlich und vulgär
Erik Hermingsen, der sich mehr im Sinne Jean Berauds an be-
wegte Strassenscenen, Arretirungen, Volksbelustigungen und der-
gleichen machte. Ein Hauch der Wehmuth, wie er durch die dänischen
Romane geht, durchweht eine Todtenbettscene von Fritz Syberg, der
von dem knorrigen Charakteristiker Zahrtmann seinen Ausgang nahm.
Diese Zahrtmannsche Schule bildet in Kopenhagen eine kleine Ge-
meinde für sich und scheint gute Elemente für die Zukunft zu besitzen.
Die Residenz der See- und Fischermaler ist Skagen, das kleine
Fischerdorf am äussersten Ende von Jütland. In diesem dänischen
Dachau kamen die Bahnbrecher der neuen Renaissance zu gleicher
Zeit mit dem Pleinair und dem Leben des Volkes in Berührung,
hier haben sie den weiten Strand und die melancholischen Dünen,