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DÄNEMARK
V iggo [ohanseiz ist wohliderjenige,
der gegenwärtig diese dänische Kunst
moralisch, mit all ihren angeborenen
Eigenschaften, am besten vertritt.
43 Ü Keiner hat so die alte T radition in-
timer Beobachtung mit modernstem
" StudiumderLichtwirkungen vereint.
Er ist par excellence der Maler der
Intimität, was nicht das Gleiche wie
aIGenremalerQ bedeuten will. Maler,
die in genrehafter Weise Familien-
7h i ggf, scenen in Zimmern darstellen, gibt
g f 1;; es in jeder Schule: aber wenige leb-
i 32.; ten seit Chardin, die wirklich wahr,
Ohne Affektirtheit und Fadheit, die
Poesie des Familienlebens schilder-
ten. Dazu genügt nicht blosse Ge-
Vigg" schicklichlteit; die ganze Seele muss
bei der Sache sein, Kunst und Leben
müssen sich durchdringen. Bei johansen hat man das Gefühl, dass
er wirklich glaubt, was er sagt. Er ist nicht nur ein Künstler von
seltener, malerischer Ausdrucksfähigkeit, auch eine zarte, feinfühlige
Seele. Seine Bilder wirken erlebt und geschaut, nicht gewollt und
gemacht. Für ihn liegt etwas Anmuthiges in den feinen, sich
krauselnden Dampfvuölkclieii, die dem Theekessel entströmen, etwas
Liebliches in der Eintracht der um den Tisch versammelten Familien-
glieder, etwas "Frauliches in dem brodelnden Wasser und dem
schnurrenden Feuer im Ofen. Behandelte ein Franzose die gleichen
Stoffe, so würde man geschickt studirte Lichteffekte bewundern.
Johansens Werke wirken wie ein Moment der Existenz, wie die Er-
innerung an etwas Trautes, Familiäres, in schlichtem, zum Herzen
sprechenden Ton erzählt.
Auf einem seiner Bilder der Kopenhagener Ausstellung führte
er in eine behäbige Stube mit Blattpflanzen, Kupfeitellern, Blumen-
ständern, einem Pianino, einem runden Tisch und altmodischen
Sopha, wo sechs dänische Maler gemüthlich zusammensassen. Der
gedämpfte Schein der Lampe beleuchtete die Personen und liess das
übrige Zimmer in feinem Halbdunkel liegen. Kein holländischer
Kleinmeistei" hätte die Reüexe des? Lampenlichtes, die auf diesen