Volltext: Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert (Bd. 3)

244 
DÄNEMARK 
Jahre, im Herbst 1875, nach Paris zu Bonnat. Durch eine Susanna 
im Bade, mehrere Damenporträts a la Carolus Duran und ein grosses 
Bild wThrankochen an der Westküste jütlatndsx zeigte er 1879 dem 
dänischen Publikum, wie viel er dort auf der Hochschule der mo- 
dernen Technik gelernt und liess sich nach erneuertem Aufenthalt 
in Cayeux, Paris und Italien 1883 wieder dauernd in Kopenhagen 
nieder, wo er heute der offizielle Hofmaler geworden ist, der mit 
vielen sgrossena Aufgaben betraut wird, die das kleine Land zuver- 
geben hat. Ausser dem bekannten, aus 32 Figuren bestehenden Riesen- 
bild der dänischen Königsfamilie malte er einige Deckenbilder für 
Schloss Prederiksborg, sDitnemark, das die Huldigung der Stände 
empfängta, den Triumph der Venus u. dergl. Er ist ein Weltmann 
in der Pinselführttng, und diese Gabe eines in allen Siitteln gerechten 
Könnens hat ihn auch zu einem guten Lehrer gemacht, der durch 
die Privatschule, die er in Kopenhagen gründete, einen grossen Ein- 
fluss auf die Weiterentwicklung der dänischen Malerei übte und  
namentlich nachdem Kröyer vorausgegangen  sie rasch auf eine 
Stufe erhob, die zu erreichen sie sonst wohl länger gebraucht hätte. 
Trotzdem liefert er gleich Bloch den Beweis, dass man nicht leicht 
Kosmopolit wird, ohne seine nationalen Eigenthümlichkeiten zu ver- 
lieren. Soweit ich seine Arbeiten kenne, macht er weniger den 
Eindruck eines tiberzetigten eigenartigen Künstlers, als den eines 
solchen, der die Fähigkeit hat, Alles, was ihm aufgetragen wird, gut 
auszuführen. 
Ein viel echterer und tieferer Charakter ist August ferndorjjf, 
ursprünglich Schüler P. C. Skovgaards und damals vorwiegend als 
Landschafter im Geiste seines Lehrers thatig. Später folgten mehrere 
biblische Bilder von grosser Tlüchtigkeit, und besonders Porträts, die 
wohl als seine besten Leistungen gelten können: er charakterisirt 
meisterhaft und scharf, modellirt mit einer Prücision, die in unsern 
Tagen selten, und hat nebenbei auch als Illustrator eine hervor- 
ragende decorative Begabung gezeigt. 
Was die heutige ditnische Malerei in erster Linie kennzeichnet, 
ist nicht diese talentvolle Vielseitigkeit, Eleganz und Leichtigkeit, wie 
sie diesen Malern eigen.  ist vielmehr etwas Kleinbürgerliches, "Frau- 
liches, provinziell Biedermaiefsches, zart Melancholisches. Sie gleicht 
einer guten Hausfrau, die ihr Heim gemütblich herrichtet, gern am 
Ofen sitzt und sich dabei für Musik, Poesie und Kunst interessirt. 
Der Däne hat nichts Anderes mehr als die Gemüthlichlteit seines
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.