Volltext: Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert (Bd. 3)

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DÄNEMARK 
Leuchtthurm ist eben angezündet, und auf dem feinen Meersand 
sitzt rauchend eine Gruppe von Fischern. Der eine liegt auf dem 
Bauch und späht nach dem Meer hinaus. Hier und dort taucht 
ein Matrose in der nebligeiu Dämmerung auf. Diese Ausdünstung 
des Meeres lag wie ein dünner, violetter Hauch über der ganzen 
Landschaft, und nur die wunderliche, sich kreuzende Beleuchtung 
von Mondlichtuud Leuchtfeuer übergoss die Gestalten mit tindeut- 
licher Helle. In einem dritten reizenden, ganz iinpressionistischen 
Bilde von 1881 stellte er das Frühstück der Künstler in Skagen dar. 
Sie sitzen da, acht oder zehn blonde lustige Gesellen, froh, auf der 
Welt zu sein. Die Reste eines frugalen Frühstückes stehen auf dem 
Tisch. Frische Harmonien lebhafter Töne umspielen die im Fluge 
erhaschten Physiognomien. Die nächsten Jahre waren durch Bildnisse 
ausgefüllt: das wenig gelungene, grosse Hirschsprungläsche Familien- 
bild, die Porträts von Krohn, Sörensen und Georg Brandes, die in 
ihrer Charakteristik und posenlosen Ungezwungenheit bereits die 
grossen Bilder aus dem Kopenhagenei" Gesellschaftsleben ankündigteu, 
mit denen er seit 1887 auf den Ausstellungen erschien. Das erste 
derselben, die sSoiree in Karlsberga, stellte eine Anzahl Kopenhagener 
Künstler und Gelehrten dar, die sich beim Bierbrauer ]acobsen ver- 
sammelt haben: Kaum möglich, mit geistreicherer Leichtigkeit ein 
Gruppenbild zu ordnen, die Gäste ungezwungener Conversation 
machen, zuhören und sich langweilen zu lassen, als es Kröyer hier 
that. In einem andern Bilde hatte, er gewagt, eine Herrengesellschaft, 
die einem Quartett lauscht  ebenfalls Porträts bekannter Kopen- 
hagcner Persönlichkeiten  in dichte Rauchwolken gehüllt zu malen, 
so dichte, dass die Lichter der Leuchter zu matthellcn Flecken wurden 
und der Rauch wie ein grünlich grauer Schleier zwischen dem Be- 
schauer und diesen charakteristischen Köpfen hing. Das dritte Bild 
dieses Jahres wein Sommertag am Strande SlQZIgCHSK war ganz vom 
Mittagssonnenlicht vollgesogeia. Nackte jungen badeten am Strand 
und ihre Silhouetten standen bläulich gegen den in nördlicher Hellig- 
keit erstrahlenden Himmel. Durch ganz geringe Mittel, allein durch 
die verschiedenen zarten Nuancen von Blau und Gelb, wurde eine 
eigenthümliclie Wirkung, die Vorstellung grosser Hitze, hervor- 
gebracht. Von 1888 ist die mntisikalische Abendunterhaltung(4 der 
Kopenhagener Galerie, wieder ein schummeriges Dämmerungsbild 
von grosser Natürlichkeit der Posen und staunenswerther Intimität 
im Ausdruck dieser zuhörcnden Blicke. Wie weich und träumerisch
	        
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