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DÄNEMARK
gelehrtem Gespräche sitzen und den jungen dabei verstohlen eine
Eidechse, den Alten ein hübsches Kindermädchen betrachten. Ein
Schuljunge, der mach beendigter Lehrstundez nach Hause geht, soll
dadurch komisch wirken, dass er mehr Bücher zu schleppen hat, als
er tragen kann. In seiner aVorlesung für DZHTICHK muss die eine
gähnen, die andere lachen, die dritte verliebt den Professor betrachten.
Oder ein alter Herr sitzt linkisch auf einem Sopha, dreht verlegen
den Hut in den Händen und kommt nicht dazu, der spöttischdrein-
blickenden hübschen Wittwe die Liebeserklärung vorzutragen, die
er zu Haus sich so schön überlegte. Oder die Stadtverordneten
haben Sitzung, der eine hält eine patriotische Rede, der zweite
schläft, der dritte macht sich Notizen, der vierte lacht; der eine-
sitzt rücklings auf dem Stuhl, der zweite hat beide Ellbogen auf
den Tisch gestemmt, der dritte nimmt die Attitüde des Denkers an;
der Amtsdiener, der die niedere Komik vertritt, schleicht sich mit
der Schnapsflztsche zur Thür hinaus. Das ist Alles nicht schlecht
gemalt, aber sehr vulgär; durch kleine, caricaturhafte Mittelchen,
dadurch, dass er den Figuren zu lange Nasen gibt oder sie Gesichter
schneiden lässt, bemüht sich Helsted den Beschauer lachen machen.
Ein solcher Maler besitzt nicht mehr die Naivetät der Ktebke und
Lundhye, aber auch noch nicht die Feinheit der Neuen.
Cizrislizzn Zalzrlnzzzrzlz heute gojahre alt und I862_I868 auf
der Kopenhagener Akademie unter Marstrand und Vermehren ge-
bildet bezeichnet gegenüber dieser Gruppe, deren Kunst vielfach
in kalligraphisclie Geschicklichkeit und oberflächliche Routine auslief,
eine ähnliche Reaction wie in England die Prcerafaeliten gegenüber
der Theaterschönheit der Historie und der Spiessbürgerlichkeit des
kleinen Genre. Er ist Historienmaler, aber ganz auf eigene Manier,
ein Historienmaler, der Niemandem ähnelt und in einer ausdrucks-
vollen Art, mit stark paradoxem Beigeschmack Dinge erzählt, die
nicht banal sind. Ein Mann von zähem Willen, der sich mit keinen
andernMotiven befasst, als die ihm SPHSS machen, ein feiner, kecker
Geist, dem nur das Ungewöhnliche das Selbstverständliche bedeutet,
tiberhaupt eine der knorrigsten, eigenxvilligsten Persönlichkeiten, die
je den Pinsel geführt, hat er in ganz seltenem Grade sich dagegen
verhärtet, mit Anderer Augen zu sehen, mit Anderer Hirn zu denken
und von bestehenden Anschauungen sich beherrschen zu lassen. In
einem Bilder, das er aSalomo und die Königin von Sllblla nennt,
malte er den üppigen, prachtliebenden König als ernsthaft pedantischen