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DÄNEMARK
Reparatur an seinen Unaussprechlichen vorzunehmen ein römischer
Strassenbarbier, der während der Arbeit mit einer zum Fenster heraus-
sehenden Schönen liebäugelt, waren seine ersten Treffer. Bald darauf
entdeckte er gleichzeitig mit Grützner die Komik des Mönchs-
lebens und wurde nicht müde, Mönche, die Gänse rupfen oder zur
Linderung ihrer Zahnschmerzen Kräutersäckchen auflegen; Mönche,
die schwerhörig sind, sich aber trotzdem Skandalgeschichten erzählen,
u. dgl. dem Publikum zur Erheiterung vorzuführen.
Selbstverständlich liessen ihn in Italien auch die Lorbeeren
des Historienmalers nicht schlafen. Simson in der Mühle bei den
Philistern, jairi Töchterlein, Simson und Delila, die Befreiung des
Prometheus waren Bilder von einer technischen Virtuosität, wie
sie die dänische Malerei bisher nicht aufwies, und machten in Blochs
Heimath desto mehr Aufsehen, weil man dort eine sgrosse KllnSta
noch nicht gehabt hatte. Der Fremde geht in der Galerie von
Christiansborg ziemlich gleichgültig an Blochs Arbeiten vorüber: die
liebenswürdigen Eigenschaften der ältern dänischen Malerei, ihre
schlichte Poesie und innige Vertiefung haben sie nicht mehr, und
was sie haben, ist nur ein Refiex dessen, was damals Frankreich
und Deutschland auch produzirte. Die 22 Bilder aus der Geschichte
Christi, die er x86; im Auftrage jacobsens für eine Kapelle des nach
dem Brande neu erbauten Schlosses Frederiksborg malte, könnten
etwa von Gustav Richter herrühren. Sein sKanzler Niels Kaas, der
auf dem Sterbelziger seinem jungen Mündel, dem Prinzen Christian,
die Schlüssel zu dem Gewölbe tibergibt, in dem die Reichskleinodien
bewahrt werdena und wKönig Christian als Gefangener auf dem
Sönderborger Schlosser verhalten sich auch in ihren anilinartigen
Farben zu den ältern dänischen Bildern etwa wie ein Piloty zu
einem Spitzweg. Es sind Arbeiten eines unterrichteten, verständigen
Künstlers, der anderwärts viel gesehen hat und es nun auch kann.
Dafür fehlt jedes künstlerische Temperament und jede Eigenart. Die
Köpfe seiner Figuren sind wie bei Piloty stark unter den Gesichts-
punkt des Schönen gestellt, und die Gedanken, die hinter ihrer ge-
waltigen Stirn wogen, sind dieselben, wie sie Columbus bei der Ent-
deckung Amerikas oder der sterbende Milton in der gesammten
Historienmalerei zu haben pflegten. Sein vIüU-Zflelll" aus Christians IV.
Zeita eine junge Dame, die aus dem Bette steigt, während ein Hund
ihr den Pantoffel entftlhrt würde etwa Schrader Ehre machen.
Dass er wirklich ein feiner Künstler war, wenn er davon absah,