Natur zu sehen, die Malerei ist oft
öldruckmässig, trocken und dünn,
die intime Wärme des Herzens
leidet unter dem glatten Firniss der
Ausführung. Und eine Beseitigung
dieser Mängel schien desto weniger
möglich, als bis in die 60er Jahre
ein ängstliches Isolirungssystem
herrschte. Die fremden Einflüsse
fürchtend, wollte 1111111 aufsich selbst
nur gestellt sein und niihrte den
kindlichen Trauni, dass die Welt
Dänemtirk heisse. So war von der
CM? 1310M- grossen läewegung, die sich damals
in Frankreich vollzog, nichts ge-
drungen in diesen stillen Winkel der Erde; man wusste nichts von
den zart verschleierten Harmonien Corots und der mächtigen Solidität
Courbets. Höyen wollte eine Kunst, die sich auliihrem eigenen Grund
und Boden die Anregungen holte, worin er nicht Unrecht hatte. aber
er vergass, dass die technischen Fortschritte (wie alle neu entdeckten
Wahrheiten) der ganzen Welt angehören und dass mit denselben Me-
thoden sich sehr Verschiedenes sagen lässt. Die Folge dieser chines-
ischen Mauer war, dass Dänemark in den 60er Jahren nur über eine
zurückgebliebene, in alten Formeln erstarrte Technik xierfügte, die, in-
dem sie sich nicht erneuerte, {Hd wurde. Gelegentlich der Weltausstell-
ung 1867 heisst es in der Gazette des Beaux-Arts: wVon allen Sälen
des Champ de Mars ist der kleine dänische Saal sicher der kiilteste und
traurigsteß julius Lange hatte zum dänischen Katalog die Einleitung ge-
schrieben, in der er hübsch über die nationalen Principien der dänischen
Schule sprach. Aber der Kritiker der Gazette machte dazu die ebenso
richtige Bemerkung: wDas ist Alles sehr schön. Mais il ne sufiit pas
que la peinture soit nationale, ni meine qu'elle soit vraie, il faut aussi
qu'elle soit artisteß Die seitdem häufiger werdende Berührung mit
dem Ausland führte allmählig diesen Umschwung herbei. Die Dänen
fingen an, ihrer altern kindlich unbeholfenen Malerei sich zu schämen
und bemühten sich seit dem Ende der 60er Jahre malen zu lernen.
Zunächst schienen sich dabei freilich Höyens Befürchtungen zu
bestätigen. An die Stelle einer unbeholfenen, aber national selbst-
ständigen Malerei trat in den 60er und 70er Jahren eine äusserlich