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DÄNEMARK
schaften ermangeln vielleicht wie alle der Epoche des grossen
Zuges, aber sie entbehren selten des Reizes. Noch vor Troyon und
ohne wie Landseer nach drolligen unterhaltenden Zügen zu suchen,
hat Lundbye das träumerische Seelenleben der Kühe mit merkxxrfirdiger
Energie beobachtet. Als Landschafter hat er zuweilen helle zarte
Noten, Himmel von feinem Silberblau, die auf ein äusserst delicates
Coloristenauge deuten. Und ganz reizend, von fast französischer
Grazie und kühner Einfachheit sind seine Federzeichnungen und
klaren, geistreichen Aquarelle je einfacher die Mittel, desto bered-
samer wird er. Lundbye lebte nicht ganz ein Menschenalter, er
starb als Freiwilliger im Krieg von 1848, der Dänemark auch einen
andern begabten Thiermaler, Carlo Dalgas, raubte. Aber eine ganze
Reihe von Andern, denen eine längere NVirksamkeit beschieden,
folgte ihm auf seinem Wege.
Peter Christian Sleotigazzrd, der geniale Interpret der Schönheit
dänischer Buchenwälder, war ein Bauernsohn von der Nordküste
Seelands. Die Mutter reiste alljährlich mit den Kindern zu ihren
Eltern in Kopenhagen, der kleine junge fuhr da im Planwagen am
Kattegztt und den stahlblauen Seen vorbei durch die üppigen NVälder
von Frederiksborg. Hier enthüllte sich ihm die ernste Grösse nord-
ischer Landschaft. Die lange Brücke in Kopenhagen mit ihrem alten
Zollhaus in Mondscheinbeleuchtting war das erste Bildchen, das er
1836 auf die Ausstellung der Kopenhagener Akademie schickte
das einzige mit Mondscheinbeleuchtung, das von ihm vorhanden.
Auch ihm lag jede lyrische Verschxxrommenheit fern, er war ein
analytisch präciser, strenger Porträtmaler, der mit scharfem Blick das
Ferne gleich deutlich wie das Nahe sah. Sein durchgehender Cha-
rakterzug ist absolute Sachlichkeit und Schlichtheit, seine Lieblings-
beleuchtung der kalte, gratibleiche "fag, die nüchterne Blaue nord-
ischen Himmels. Das früheste Bild (von 1839), das ihn in der
Galerie Christiansborg vertritt, gibt eine ßPartie aus dem TidSVlldCl'
Walde. Von den hohen, mit Gebüsch bewachsenen Hügeln, wo
vorn eine Fuchsfamilie lagert, hat man weiten Ausblick auf die See,
über der ein klarer silbergrauer Himmel sich wölbt; Kieswege führen
durch den YVald, das Gras ist gemäht. In einer Zeit, als die deutschen
Romantiker die scivilisirte Natura noch für unschön hielten und nur
in mittelalterlichen Urlandschaften hausten, malte Skovgaartl ohne jede
Reflexion die dänische Natur, wie sie in der Gegenwart war, mit ihrer
Cultur, ihren Kanälen und Wegen. Bald sind es Strandpartien, bald