DÄNEMARK
vom gesunden Wege Eckersbergs wurden sie abgelenkt. Was sie
an decorativen Arbeiten leisteten, beruhte nur auf dem Studium
der Alten. Die italienische Volksschilderung aber verführte zu der-
selben ethnographischen COSIÜIDIUZIlCTCl und sentimentalen Räuber-
romantik, die damals allerwarts in Blüthe stand. Selbst die deutschen
Unterrichtsprincipien, die ihnen Ernst Meyer vermittelte, brachten
eine Halbheit in den Eckersbergschen Naturalismus. Ein Besuch
des Kopenhagener Kupferstichcabinets belehrt, dass in jenen Jahren
f-lSt nie mehr nach gemalten Studien, sondern lediglich nach Zeich-
nungen gearbeitet wurde. Man hatte eine allgemeine sFarbentheoriea
von der auch Ludwig Richter in seinen sLebenserinnertingena
SPÜCIII und notirte auf den gezeichneten Skizzenblättern nur
flüchtig mit dem Bleistift die später zu verwendenden Farben. Viele
liehen solche Zeichnungen sich gegenseitig, um sie abwechselnd für
Bilder zu benutzen. Auch der Gipskopf und das Schönheitsideal
übten ihren geisttödtenden Einfiuss.
Erst die grosse nationale Bewegung, deren Ergebniss die demokrat-
ische Staatsverfassting und der Krieg mit Deutschland 1848- 50
Vvflr, führte die dänische Malerei auf sich selbst zurück. Ihren ersten
Ausdruck fand diese Stimmung in den Schriften des geistreichen
Kunsthistorikers N. Höyen, der ein langes Leben hindurch mit der
Macht seltener Beredsamkeit dafür laämpfte, die YVirltsamlteit der
Kunst noch enger als bisher mit dem Leben der Nation zu verknüpfen.
Ein Land, das der Welt "Lhorxxialdscn geschenkt hätte, erörterte er
in einem Vortrag vom 23. März 1844 wVOll den Bedingungen
für die Entwicklung einer skandinavischen Nationalkunsta, dürfe
nicht in der Nachahmung fremder Kunstweisen untergehen, sondern
müsse den Stolz haben, selbst innerhalb der europäischen Malerei
eine eigenartige Stelle sich zu sichern. Was nur möglich sei auf
flem Wege, den Eckersberg angedeutet: Es sei darzustellen, was
"l dCr Seele des Volkes lebe. Der dänische Maler habe in erster
Llllie zu lernen, sich in der Heimath zu Hause zu fühlen. Hier
Seien die starken Wurzeln seiner Kraft. Nur so könne es dazu kommen,
dass die dänische Kunst wie die dänische Sprache und Poesie eine
Clgenthümliche nordische Sprache spreche. Auf den tiiinischen Inseln
S0llten die Maler das Volk studiren, nicht, um treue Kostüm-
bilder nach Hause zu bringen, sondern um nach allen Seiten ver-
traut zu werden mit dem ernsten, barschen Naturleben und diesem
gmbkörnigen, gesunden Fischervolk. Erst wenn es ihnen gelungen