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DÄNEMARK
der seiner meisterhaften Federzeichnungeii über und folgt hier, wo
die Farbe nicht stört, mit noch grösserem Interesse dem funken-
sprühenden Witz. Marstrand langweilt nie, sondern weiss in Spann-
ung zu setzen, und da er seine Absicht erreicht, hat seine Kunst
ihre Berechtigung. Zur breiten Komik Holbergs, zu Baggesens graziöser
Laune und dem ausgelassenen Muthxwrillen Heibergs lieferte Marstrand
die künstlerische Parallele.
Gleich seit 1829, da er als Schüler Eckersbergs seine ersten
Bilder ausstellte, hatte er diese htimoristisch-satirische Bahn betreten.
Er malte die Kopenhagener Volks- und Philisterwelt in ihren haus-
lichen Beschäftigungen oder die Drolligkeiten des Kneipenlebens, Leute,
die sich barbiren und dabei komische Gesichter schneiden, unglück-
liche abgewiesene Freier oder Familiengesellschaften mit heiteren
Intermezzis. Und in Italien, wo er 1836-43 das erste Mal weilte,
sah sein Humoristenauge ebenso lustige Dinge. Sein s) St. Antoniusfest
in Roma ist ein Feuerwerk von Laune und NVitz, seine italienische
Weinernte voll von komischen Ideen und Schalkhaftigkeit.
Ganz in seinem Element war Marstrand daher, als er nach
seiner Rückkehr die berühmten Bilder zu Holbergs Komödien malte,
die mehrere Jahre seiner Thiitiglteit füllten. NViihrend Lorentzen
und Eckersberg ohne viel Glück sich in der Illustration des dän-
ischen Moliere versuchten, traf Marstrand ganz vorzüglich den
volksthümlichen Ton. 1844 entstand die aPutzscene aus Erasmus
Montanustr, das Jahr darauf der wBesuch bei der WÖClIIICIIIM, 1852
das sCollegitim politicumca, 1859 die Kaifeescene aus den ßPOlIC-
ischen Kannegiessernsr und die Gerichtsscene aus dem vGlücltlichen
sCllillbfüClle. Marstrand hatte eine Geistesverwantltschaft mit Hol-
berg und bewegte sich deshalb mit grosser Freiheit auf diesem Ge-
biete. Sein wBesuch bei der Wechnerina würde Hogarth Ehre machen,
mit solch satirischer Schärfe hat er die Charaktere herausgeschiilt.
Die neuerdings mit einer geistreichen und eleganten Feder gezeich-
neten Holbergillustrationen Hans "Tcgrzers haben nicht diese Marstrand-
schen Gemälde verdunkelt. Neben Holberg war Don Quijote sein
ständiges Arbeitsfeld, und man muss die langweiligen Illustrationen
Adolf Schroetllers dagegen halten, um desto mehr den hohen Flug
von Marstrands Phantasie zu fühlen.
Marstrand war ein Maler von grosser Vielseitigkeit. Sein um-
fangreiches Bild vSonntag am Siljztnseezr von 1853 ist ohne alle
genrehaften Pointen etwa im Sinne von Teniers' grosser Kirmess