210
D.lw1
EMARK
flug romantischer Sentimentalität Allem eine gleich redliche objective
Treue entgegen, dachten nicht daran, die Menschen zu verschönern,
sondern nahmen die Formen treuherzig, wie sie sie fanden. Noch
weniger fühlten sie sich veranlasst, im Sinne der gleichzeitigen Genre-
maler über das Leben zu witzeln, sondern kannten kein höheres Ziel,
als sich mit Ernst und Gefühl in das Unmittelbare, Intime zu vertiefen.
Sonne, der namentlich als Schlachtenmaler in Dänemark geschätzt ist,
war einer der ersten, die sich an die Schilderung des dänischen
Volkslebens machten. Er hatte wenig Technik, aber ein tiefes,
schönes Gefühl, und sein rührendes Bild in der Nationalgalerie
von den Kranken am -Grabe der heiligen Helene gehört zu den
werthvollsten Arbeiten der Generation. Ueberraschend zeigt er sich
als epischer Monumentalmaler in den ausgezeichneten, leider fast
zerstörten Sgrafittos auf den Mauern des Thorwaldsen-Museums,
worin er die Heimkehr des Meisters nach Kopenhagen und den be-
geisterten Empfang durch seine Landsleute darstellte. jörgevz Roed,
der Eckersbergs Nachfolger als Lehrer an der Akademie wurde
und als solcher dessen Traditionen aufrecht erhielt, hat sich nament-
lich als hervorragender Porträtmaler bewährt, doch auch gute
Architekturbilder, Scenen aus dem Volks- und Alltagsleben und
mehrere religiöse Werke ganz wie sein Lehrer gemalt. Er
hatte die sichere Zeichnung Eckersbergs und wie dieser wenig Phan-
tasie und coloristischen Sinn, aber seine Farben waren discreter und
feiner als die des Altmeisters.
Nur V illzelwz Marstrand nimmt eine Sonderstellung ein. Während
Eckersberg mit dem ruhig beobachtenden Auge des Malers in die
Natur sah, ist Marstrand Genremaler im vollen Sinne des Wortes,
der einzige in Dänemark, der xldößlla hatte, der dänische YVilkie
und Schrödter, Madou und Biard in einer Person. Die Zeitgenossen
haben ihn wegen dieses wgesunden, derben HLIIIIOISK als den geist-
reichsten Maler und genialsten Charttlaterzeicliiier Dänemarks ge-
feiert. Und sonderbar auch die jetztlebenden könnenian diesem
Urtheil nicht rütteln. Es ist mit dem Humor in der Malerei ein
eigen Ding. Er ist im Allgemeinen heute in gleichem Misscredit
wie das dramatische Pathos der Historie. Aber wie stets Unterschiede
sein werden zwischen einer wirklichen wilden Leidenschaft und
theatermässigem Gesticuliren, so ist auch echter Humor von affec-
tirtem NVitzeln zu scheiden. Delaroches Historien verfehlen ihre
NVirktmg, weil er, ein zalnner, friedliebender Geist, seine Mordthaten