Dänemark.
ÄNEMARK ist, wenn man will, ein neues Holland, nur von
D einer weniger dicken Atmosphäre, unter einem klareren
Himmel, ein Holland, das weniger fett, Weniger üppig ist,
ein Land, das Weniger bevölkert ist und wo man mehr träumt.
Diesem verwandten Charakter der Natur entsprechend, ist auch in
der Kunst der Uebergang von der einen Schule zur andern fast un-
merklich. Als Interieur- und schliessen sich die
Dänen den Holländern an durch die rührende Zärtlichkeit, mit der
sie das Porträt ihres schönen Landes, seines Familienlebens, seiner
Waldlandschaften und Seen malen. Auch sie meiden, so erfolg-
reich sie als Techniker in Paris Erleuchtung suchten, das eigent-
liche Experimentiren mit dem Pleinair und die letzten Conseqtienzen
des Impressionismus. Sie lieben fast noch mehr als die Holländer,
sich in weiche Dämmerung und wehenden Duft zu wickeln. Was
sie von jenen unterscheidet, ist nur ein geringeres Maass von
Phlcgma, ein grösseres von Nervosität, ein sanfter Schimmer eleg-
ischer Wehmuth, jener zarte Hauch träumerischer Melancholie, der
auch die alten dänischen Volkslieder durchweht. Es klingt fast
holländisch, was sie sagen, aber ilndeutlicher, geheimnissxtoll flüsternd
ausgesprochen, mit jenem matten Ungefähr, worin sich verräth, dass
es dänisch ist.
Kennst du den Thiergarten bei Kopenhagen, jenen lieblichen
Park, wo die alten dänischen Buchen flüsternd die Köpfe zusammen-
stecken und die Luft mit einschläfernden Düften schwangen]. Vom
Sund herüber kommt ein mattes, gedämpftes Rauschen, das leise,
zitternd im Walde verhallt. Ueber den Boden gleiten die weichen
Schatten der Buchenkronen, dazwischen spielt duftig das warme
Sonnenlicht. Alles verweht sich zu einer grossen, ruhig träumer-
ischen Eintönigkeit, von geheimnissvoll schwermiithigein Charakter.
Ein Volk, das in solcher Umgebung heranwiichst, wird in all seinen