XXXIX.
HOLLAND
Boden, und auch die Kühe, die sich da gelagert, athmen mit Behagen
die feuchte Luft, die den saftigen, vom Regen getränkten Wiesen
entströmt. Jacob Maris, der noch unter Daubigny sein Auge ge-
bildet, ist weicher in der Empfindung, eleganter, poetischer und
träumerischer. Er malt mit Vorliebe holländische Ganäle aus der
Gegend von Amsterdam und Rotterdam, von grosser Vornehmheit
in ihrem bräunlichen Grau, von breiter, geklärter Anschauung und
ruhiger Harmonie oder Strandpartien aus der Gegend von
Scheveningen oder Windmühlen, die wie mächtige Thürme im
Vordergrund hoch über das flache Land und die niedrigen Häus-
chen in die grauwolkige, regentrübe Luft ragen. Die Feinheit des
modernen Pleinair vereint sich in seinen Bildern mit der weichen
Zartheit des überkommenen Helldtinkels. Oft klingt in die asch-
graue Harmonie nur pikant ein Stückchen lebhaftes Roth oder dunkles
Violett hinein schummerig und leuchtend, präcis und Weich, ein-
fach und raffinirt zugleich. Auch Maurvc, der ausgezeichnete Har-
monist, der in seinen Aquarellen so lebhaft und tirsprünglich ist,
hat in seinen Bildern diese zart melancholische Naturpoesie, diese
tiefe traurige Grundstinimung, die ihn unserer Zeit so sympath-
isch macht. Die naive, idyllische, ländliche Naturfreude Daubig-
nys hat bei ihm einen Stich in's Leidende bekommen, wodurch
er sich Cazin nähert. Ein träumerischer Nebel, ein sinnendes
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