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XXXIX.
HOLLAN!
Feine, liebe Leistungen, wie diese Figurenbilder, sind die holländ-
ischen Landschaften. Auch hier ist der BlüthenHor der holiiiildisehen
Malerei nicht so üppig und in die Augen fallend, wie bei den anderen
Nationen, aber er ist fast duftiger" und zarter. Sie haben keine neuen
Sensationen geschaffen, sich um die technischen Probleme, die die
suchenden Geister unter den französischen Impressionisteii beschiiil
tigen, wenig geltümmert, doch in tiiscretem, zarten Naturftihlen steht
Niemand unter den jetzt Lebenden den Classiliern der modernen
Landschaft, den feinen Meistern von Fontainebleau so nahe. Die
von feuchtem Dunst fast immer erfüllte Atmosphäre, die über dem
xxiasserreichen Fltrchlttntle lagert, das Sonnenlicht leise dampft und
umschleiert und der Vegetation ihre saftige Frische leiht, diese ganze,
für das stumpfcre Auge reizarme und doch an feinstem Zauber reiche
niederliintlische Natur wissen diese Maler in wahrhaft erquickendeu
Bildern zu spiegeln. Da klappert auf dem Hügel eine Windmühle,
dort liegen Kühe grasend auf der Wiese, dort gehen Arbeiter Abends am
Strzlntl hin, und die weiche, von feuchter Atmosphäre geschwiingerte
Luft, der zarte, Alles umhüllende Plor grausillverner 'li'öne erzeugt
von selbst die ßgfOSSC Harmoniea, die in sonnenklaren. Ländern so
schwer zu erzielen.
An erster Stelle sei folzglcinti genannt, der frische, gesunde holliintl-
ische Pariser, der erst nach seinem Tode 1891 in weiteren Kreisen be-
kannt ward. In Latrop 18r9 geboren, hatte Jongkind früh sein Geburts-
land verlassen und war eine Zeit lang nach Düsseldorf, dann für immer
nach Frankreich gegangen, wo er auch sofort von einigen vornehmen
Geistern in seiner Bedeutung erkannt wurde. Schon 1864 schrieb ein
Kritiker des sFigaroe : wColoristisch kann man nichts Feineres sehen,
als die Landschaften Jongkinds es müssten denn die deliciösen Ar-
beiten Corots sein. Man findet bei Beiden dieselbe Naivetiit, dieselben
hellen perlgrztuen Himmel, dasselbe flüssige silberne Licht. Nur ist
jongkincl etwas energischer, körperlicher, macht dem Reizvollen wen-
iger Concessionen. Ein paar energische, wie zufällig hingeworfene und
immer" richtig sitzende Accente genügen ihm, seinen Bildern eine
ausserordentliche Vibration zu gebenß jongkind gehört nach seinem
ganzen Wesen in die Gruppe der Fontainebleauer, und man würde eine
Geschichte der französischen Landschaftsmalerei nicht schreiben
können, ohne der exquisit reizvollen Bildter des Holliinders zu ge-
denken. Diaz nahm sich Anfangs seiner an und Dziubigny stand ihm
sehr nahe, doch ohne einen directen Einfluss auszuüben.